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100 Mile House – Clearwater – Wells Gray Provincial Park

Aktualisiert: 8. Juli 2023


 

09. Mai 2:00 Uhr bekommen wir mitten in der Nacht Besuch. Irgendjemand klopft ununterbrochen an unser Wohnmobil - jedoch ohne jegliche verbale Artikulation. Ich stehe auf, verlasse unser rollendes Heim und habe einen kurzen Kampf mit dem bis dahin unsichtbaren Gegner.


Nach knapp 30 Sekunden ist alles vorbei. Niedergeschlagen und böse besiegt verkrieche ich mich wieder ins Bett und weine leise, aber heimlich in mein Kissen. Als ob das alles nicht genug wäre, wird nun immer lauter und in kürzeren Abständen geklopft.


Verstärkung ist da. Nach 20 Minuten hört der Regen auf, um aber gegen 5:00 Uhr wieder zu kommen. Also ICH habe gestern alles aufgegessen. Da der Weg zum Campingplatz nicht asphaltiert ist, entschließen wir uns spontan sofort los zu fahren und auf dem gestrigen Rastplatz zu frühstücken.


Gesagt - getan und 41 km später stehen wir an alter Stelle und bereiten Frühstück und Kaffee vor. Die Straße ist noch leer, nur die Trucks sind unaufhörlich unterwegs. Immer blitzblank gewienert und mit einem Motorenklang der an Subwoofer erinnert.


Wir essen unsere Tortillas, trinken Kaffee und Orangensaft und ziehen weiter. Heute steht ja der Wells Gray Provincal Park auf dem Plan. Es geht die 97 bis 100 Mile House und dann die 24 Richtung Clearwater. In 100 Mile House kaufen wir noch etwas Lebensmittel. Hier gibt es wieder die Rabatkarten, die einem den Einkauf etwas versüßen, in dem sie auf viele Dinge Preisnachlass gewähren.


Ich wende mich ans Service Personal und beantrage die Karte. Touristen benötigen keine, meint die Dame hinterm Tresen, einfach an der Kasse darauf hinweisen, dass man ein (fucking) Tourist ist, dann gibt es auch Rabat. Aha.


Die Preise für Obst und Gemüse sind astronomisch, allerdings gibt es hier auch ein paar Angebote, so dass wir nicht ohne Vitamine leben müssen. Am Fleischstand holen wir ein paar Rippchen und Grillwurst, nach langem Suchen finden wir auch Guacamole, Humus und Ciabatta.


"Ich soll sagen, dass ich ein Tourist bin!" "Alles klar, ist wegen des Rabats, stimmts?" "Jupp." So schnell sind $14 gespart. Wir tanken noch einmal bei Esso für ca. 95 Cent/Liter und verlassen damit auch die Route 97.


Weiter geht es an riesigen Pinien- und Lerchenwäldern Richtung Osten. Es regnet immer mal wieder, der Himmel ist strahlend blau. Leider sind viele Wolken davor, so dass man nichts von der azurblauen Farbe zu sehen bekommt. Die Fahrt ist recht eintönig, es kommen keine Viewpoints, dafür aber viele Wolkenwände, so dass wir manchmal nur nach Gehör fahren.


Einmal biegen wir ab, um den angekündigten Sheredan Lake zu besichtigen. Zehn Kilometer Fahrt enden abrupt an seinem Ufer - na ja es ist ein See und Regen setzt auch wieder ein.


Der Tatsache geschuldet, dass keine besonderen Highlights an der Strecke sind, fahren wir zum KOA Campground in Clearwater. Der liegt direkt am Eingang des Wells Gray und bietet Full Hookup - das heißt wir haben Strom, Wasser und Abwasseranschluß. Site 41 ist unsere.

Es regnet immer stärker, da macht Wandern wenig Sinn. Also trinken wir erstmal einen aromatischen Maxwell und laden unsere elektrischen Geräte auf. Inzwischen ist der Regen verflogen und statt einer Siesta beschließen wir im Park die Highlights abzuklappern und morgen bei schönem Wetter die Wanderungen durchzuführen Im Visitor Center decken wir uns mit Infomaterial ein und sind somit mit allen Sehenswürdigkeiten versorgt.


Wells Gray ist für seine Wasserfälle berühmt, der bekannteste ist der Helmcken Fall. Den steuern wir als erstes an, liegt er doch am Ende des Parks und so können wir nachher das Feld von hinten bearbeiten. Na ja, am Ende des Parks liegt er nur deshalb, weil die weitere Strecke Richtung Norden noch wegen Schnee und Eis gesperrt ist.


Bis zum Helmcken Fall sind es 47 Kilometer, heute ist es fast menschenleer. Der Wasserfall ist gigantisch, aus 114 Metern donnert das Wasser nach unten und macht dabei einen Höllenlärm. Wie wandern die Aussichtspunkte ab, jeder bietet einen anderen, exklusiven Blick auf dieses Naturschauspiel. Der Helmcken Fall bekam seinen Namen wie folgt:

Der Entdecker des Wasserfalls wollte sich beim damaligen Gouverneur von British Columbia so richtig einschleimen und schlug vor den Wasserfall nach dem Namen diese Herren zu benennen. Der fiel aber auf so viel Anbiederung nicht herein und verweigerte die Annahme, schlug aber stattdessen Herrn Helmcken als Namensgeber vor. Dieser hatte in grauer Vorzeit erheblichen Anteil daran, dass British Columbia in das kanadische Staatenbündnis aufgenommen wurde.

Wieder etwas gelernt.

Der nächste Stopp ist der Dawson Fall. Auf dem Parkplatz hört, aber sieht man ihn nicht. Dazu ist ein Spaziergang von ca. 500m nötig. Der erste Aussichtspunkt zeigt wir der Fall in Gänze aussieht, er erinnert stark an die Niagara Fälle.


Er ist nicht so breit und so hoch, aber immerhin doch imposant. Am zweiten View steht man direkt an der Stelle, wo das Wasser hinunter rast. Hier ist die enorme Geschwindigkeit zu beobachten mit der der Fluss sich bewegt. Das Wetter wird immer besser, langsam kommt die Sonne zum Vorschein.

Wir statten dem Pyramid Campground noch einen Kurzbesuch ab, hier wollen morgen evtl. übernachten. Es ist wieder ein staatlicher CG, das heißt schöne Umgebung - wenig Komfort. Aber den haben wir ja selbst.


Auf die anderen Highlights verzichten wir heute, langsam sind wir müde und hungrig und so fahren wir wieder zurück. Während wir das Essen - Pasta mit Gemüse - vorbereiten, fängt es wieder an zu regen. Also alles richtig gemacht.


Doch dann der Schock! Wir haben keine Pastateller. Jetzt ist guter Rat teuer - es herrscht eine angespannte Lage - Krisennotstand. Wir wählen einen aller letzten Ausweg und nehmen normale Teller.


Zu der Pasta brate ich mir noch eine von den heute früh erstandenen Würsten. Sie sind mit Käse und Paprika gefüllt - verspricht die Verpackung. Das mag stimmen, aber diese beiden Zutaten sind ganz sicher chemischer Natur.


Nach dem Essen trinken wir noch ein Glas Wein, setzen die Verdunklung durch und fallen todmüde ins Bett.

 

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