Ballindalloch Castle – Highland Games
- Holger Schweitzberger
- 14. März 2019
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 12. Juli 2023
27. August Der Blick aus dem Fenster zeigt einen wunderschönen Sonnenaufgang. Nur einige Wolken sind zu erkennen, der Wetterbericht spricht von heutigen 19°C. Aber in Schottland gebe ich nicht viel darauf.
Die Betten sind etwas eng, wir haben zum ersten Mal Einzelbetten. Sie sind vielleicht 80cm breit und so liegt meine Decke in der Nacht öfter auf dem Boden als mir lieb ist.
Das Internet ist auch seit gestern Abend ausgefallen, das mit dem Kommissar war also gestern gelogen. Gegen 8:00 Uhr frühstücken wir. Gebratenen, geräucherten Hering mit Spiegelei. Sehr salzig. Dazu wieder Obst, Joghurt und ein etwas dünnen Kaffee.
Die Highway Games beginnen erst 10:00 Uhr, eigentlich wohl so richtig erst ab 12:00 Uhr, meint unser Host. So tanken wir erst einmal und holen noch Geld vom Bankomat. In 16 Meilen Entfernung soll es noch ein schönes Schloss geben, das Ballindalloch Castle. Also fahren wir dahin, die Straßen sind schön leer - jedenfalls in unserer Richtung. Aber auch teilweise wieder sehr schlecht.
Wir befinden uns auf der Malt Whisky Route, daher wird alle Nasen lang eine Destillerie angekündigt. Teils sehr schöne, es sind aber auch einige abgewrackte dabei. Jedenfalls äußerlich.
10:30 Uhr sind wir am Eingang und entrichten unseren Obolus von 11,50 Pfund für Castle- und Gartenbesichtigung. Bis zum Schloss ist es dann noch eine ganze Strecke zu fahren, vielleicht einen Kilometer. Wir sind die ersten auf dem Parkplatz und die Sonne scheint.
Wir begeben uns zum Eingang und werden von einer aristokratisch daherkommenden Empfangsdame begrüßt und in die Geheimnisse des Schlosses eingewiesen. Auch dieses Schloss ist noch bewohnt, 14 Zimmer können von uns besichtigt werden, der Rest ist in privater Benutzung.
Dieses Castle vermittelt ebenfalls noch Leben, dass Speisezimmer wird noch jeden Tag eine Stunde geschlossen, damit der Earl und seine Familie dort speisen können. Es gibt viele private Fotos oder Bilder, auch eine Affinität zur königlichen Familie wird zur Schau gestellt. Oft waren Queen Mum und die Queen selbst hier und haben irgendetwas eingeweiht oder besucht.
Wie auch auf den anderen Schlössern, so ist auch hier zu sehen, dass die Bediensteten in äußerst einfachen Verhältnissen leben mussten, während die Aristokratie es da schon ein bisschen besser hatte.
Der Garten ist wunderschön und wirklich riesengroß, so dass wir nur einen kleinen Teil besichtigen können, wenn wir noch zu den Highland Games gehen wollen. Die Besuchertoilette allerdings ist den ganzen Eintritt wert. So etwas habe ich selbst in manchem Nobelhotel noch nicht gesehen. Angefangen vom Teppich im Tartanmuster über schottische Seife (300ml=10 Pfund) bis hin zu Stoffhandtücher. Das wünscht sich so mancher als Wohnung.
12:30 Uhr begeben wir uns zum Eingang der Highland Games, der ist nur fünf Gehminuten von unserer Unterkunft entfernt. Rund um die Spielstätte sind allerlei Buden, Geschäfte, Imbisse und Fahrgeschäfte aufgebaut. Alles geht sehr familiär zu, dazu tönt überall jetzt schon schöne Dudelsackmusik.
Der Wettbewerb der Tänzer und Tänzerinnen ist schon im vollen Gange. Zur Dudelsackmusik gespielt durch eine einzelne Person, müssen die TänzerInnen allein oder zusammen ihre Kunststücke vorführen. Danach wird alles bewertet und es gibt Pokale. Die TänzerInnen - von 6-18 Jahre - sind in Zelten untergebracht, dort können sie entspannen und sich umziehen. Dabei ist immer die Mutti nebst Gefolge, die aufpasst das alles hübsch aussieht und passt. Dieser Wettbewerb geht übrigens den ganzen Tag. Und dazu immer das gleiche Dudelsacklied (so kommt es mir jedenfalls vor).
Wir ergattern noch zwei Stühle und können nun sitzend das Spektakel verfolgen. Zum Beispiel, dass Baumstammwerfen. Ein sechs Meter langer Baumstamm muss so geworfen werden, dass er sich um 180° dreht und in Wurfrichtung möglichst gerade liegen bleibt. Aber auch Hammerwurf, Kugelstoßen und ich nenne es mal Eisenhochwurf (dabei muss ein schweres Eisenteil über eine Stange geworfen werden, Höhe so drei-vier Meter) werden gezeigt.
Dann marschieren unter großem Jubel zum ersten Mal die Pipe & Drums - Bands ein. Mit lauter Dudelsackmusik. Ich besorge inzwischen Bier, Cidre und Aberdeen-Angus-Rind-Burger. Schmeckt alles sehr gut und die Sonne scheint uns unbarmherzig in den Rücken. Im Hintergrund die doofen Dudelsäcke.
Das nächste Event ist Tauziehen. Acht starke Männer je Seite geben alles um die anderen auf ihre Seite zu ziehen. Da sind aber auch ein paar Herkulesse dabei. Was wirklich sehr beindruckend ist, sind die Auftritte der TänzerInnen. Das ähnelt schon Ballett und alle müssen ziemlich oft auftreten. Also da benötigt man schon ganz schön Kondition. Außerdem müssen sie immun gegen das Dudelsackgetröte sein, denn das nervt nun schon langsam.
Wie aufs Stichwort marschieren 16:00 Uhr die Pipe & Drums - Bands ein. Wieder unter großem Applaus. Als auch noch Scotland, the Brave gespielt wird, ist dem Jubel keine Grenzen gesetzt. 16:30 Uhr verlassen wir das Gelände. Es war eine sehr schöne Veranstaltung, wahrscheinlich saßen wir zu nah an den TänzerInnen und mussten so, immer deren Musik aus nächster Nähe ertragen.
Wir packen unsere Koffer zusammen, da wir ja morgen das Auto abgeben müssen und mit dem Air Link nach Edinburgh fahren. Gegen 18:00 Uhr machen wir uns auf den Weg zum Dinner. Wir steuern wieder das Wee Puffin an. Dort werden wir gleich erkannt und bekommen sofort einen Table for Two am Fenster.
Zu Beginn ordern wir erste einmal zwei Skye Black Ale. Heute bestellen wir nur Vorspeisen: Chicken Wings für mich und die Puffin Platter (Zwiebelringe, Puffin Balls - Haggis, Wedges, Nachos und Dips) für Heidi. Da kann man nichts falsch machen und wer Chicken Wings mag, der bestellt sie einfach nochmal - so wie ich. Nach Gin (von den Shetlands) &Tonic und zwei Skye Ales verlassen wir den kleinen Pub.
Heidi trinkt im B&B noch ihren Wein aus und ich einen Whisky. Das Internet funktioniert immer noch nicht, das heißt WhatsApp Nachrichten funktionieren, der Rest bricht ab.
Übrigens hatten wir in unserem gesamten Schottland Urlaub in der Speyside keinen Regen. Da sag noch einer, die haben hier nur schlechtes Wetter.
Comments