California Zephyr: Denver – Moffat Tunnel – Ruby Canyon
- Holger Schweitzberger
- 28. März 2019
- 3 Min. Lesezeit
14.Juni 8:20 Uhr geht’s zum Frühstück. Ein Omelett, Kartoffeln, Waffeln und Kaffee sind unsere Auswahl. Wir sitzen mit einem Paar aus der Nähe von Baltimore zusammen. Wie immer kommt man schnell ins Gespräch – sie wollen nach Salt Lake City und fahren zum ersten Mal mit dem Zug.
Während wir in den Bahnhof von Denver einfahren philosophieren wir über die einzig wahre Sportart – der Ami ist für Football, ich mache mich natürlich für Fußball stark.
Zurück im Abteil überprüfen wir natürlich sofort die Funktionalität der reparierten Tür. Und die der Lampe in der Dusche. Beides funktioniert. Bob ist stolz. Dreimal erklärt er uns, dass er alles eingeleitet hat und dass nun alles repariert ist.
Aber endlich geht es in die Rockies. Wir sind schon sehr aufgeregt und werden auch nicht enttäuscht. Riesenberge tun sich langsam vor uns auf, immer höher schnauft sich der California Cephyr hinauf.
Unterwegs stehen abgestellte Güterzüge, die als Windfang dienen. Bei jeder Sehenswürdigkeit wird man über die Lautsprecher auf das Ereignis detailliert vorbereitet. Das ist mal ein Service.
Das nächste Highlight sind 38 Tunnel, die in 45 min durchfahren werden. Gigantisch. Die Landschaft ändert sich von Nadelwäldern in Berge von rotem oder grauen Granit.
Hunderte Meter hoch stehen die Kerle neben der Strecke. Beindruckend. Der Moffat Tunnel, an der höchsten Stelle der Rocky Mountains kündigt sich an. Er ist über 10 km lang und wird in 10 Minuten durchfahren. Als wir ihn verlassen, trifft uns fast der Schlag: Es schneit. Leichte Schneeschauer ziehen über das Gebirge. So schnell wie sie gekommen sind, verschwinden sie auch wieder. Ab jetzt herrscht nur noch toller Sonnenschein.
Und Frustration. Unsere Tür ist wieder kaputt. Booooooooob!!! Zum Lunch sitzen wir mit einem kubanischen Paar zusammen, das schon vor 40 Jahren in die USA getürmt ist. Sie sind sehr lustig, er ist stolz auch schon in Bayern gewesen zu sein und lobt die großen Biere. Da hat Recht.
Ich esse einen Burger und Heidi Salat. Beides ist sehr lecker, so dass wir uns entschließen, auch noch ein Dessert zu ordern. Lemon Sorbet und Vanilleeis. Jetzt platze ich aber gleich.
Da wir den Panoramawagen auch einmal besichtigt haben wollen, statten wir ihm gleich nach dem Lunch einen Besuch ab. Okay, wir haben ihn gesehen, aber in unserer Suite ist es genauso schön und da können wir machen, was wir wollen. Der Panoramawagen hat den Vorteil, dass man auch an der Decke Fenster hat und so einen fantastischen Rundumblick genießen kann.
Der Colorado begleitet uns nun schon eine Weile und er wird immer breiter und reißender. Die meiste Zeit fließt er auf unserer Seite, so dass wir auch die schönsten Berge und Canyons sehen können. Nach 238 Meilen wird er uns verlassen und seine Richtung der unsrigen entgegensetzen.
Der Ruby Canyon läutet den Wechsel von Colorado nach Utah ein. Die herrlichen Berge und Hoodoos wechseln sich ab, aber nach einer Weile verändert sich die gesamte Natur in eine ebene Fläche mit einigen kleineren Bergen. So wie im Auenland.
Jetzt habe ich Zeit meine Stromversorgung für den Laptop herzustellen. Dank dem Korkenzieher kann ich meinen Adapter so manipulieren, dass mein Rechner wieder mit Spannung versorgt wird. Er war nur noch auf 9%. Nun kann ich in Ruhe dem Ende des Tages entgegensehen.
Das Diner ist für 19:30 Uhr angesetzt. Wir essen beide Steaks, was sich wieder als gute Wahl herausstellt. Der Salat ist zwar etwas mickrig, aber was soll’s, die tolle Landschaft entschädigt uns für alles.
Jetzt wird es langsam dunkel und man sieht einzelne, beleuchtete Häuser. Leider kann man nicht richtig reingucken, um zu sehen wie die Amis hier leben. Wir trinken unsere letzte Flasche Rotwein, betrachten den zunehmenden Mond und werden mit Bobs Nachricht, dass in unserem Waggon die Toiletten ausgefallen sind, konfrontiert und in den Schlaf gewiegt.
Morgen früh soll aber alles repariert werden. Natürlich. Bob muss sterben. So ist das doch wohl im Wilden Westen üblich, oder?
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