Craters of the Moon – Idaho Falls
- Holger Schweitzberger
- 24. März 2019
- 5 Min. Lesezeit
11. Juni Nach einer geruhsamen Nacht wachen wir erst gegen 6:10 Uhr auf. Uns erwartet ein herrliches Frühstück mit Rührei, Rosmarinkartoffeln, selbst gebackenem Kuchen und Joghurt mit ganz vielen Früchten.

Trotzdem zieht es uns weiter. Julie, die Besitzerin ist ganz neidisch auf unsere weitere Tour und fragt ob wir noch ein Platz frei haben. Na klar haben wir, aber plötzlich kneift sie. Also machen wir uns ohne sie auf die Reise.
Zuerst zum Walmart, wo wir Eis, Cider, Zitronenlimonade und Salat für den Lunch kaufen. Unser heutiges Ziel ist Idaho Falls, ca. 200 Meilen liegen reine Fahrstrecke vor uns. Unser erstes Ziel ist das National Monument Craters of the Moon.
Dorthin fahren wir einsam auf dem Highway, vorbei an grünen Feldern, Rindern und Bergen. Eine endlose Weite. Wir kommen durch Dörfer dessen Einwohnerzahl, die eines mittleren Hauses nicht überschreitet. Hier möchte ich nicht begraben sein oder erst recht nicht als Teenager meine Tage verbringen.
9:30 Uhr erscheinen schon die ersten Lavalandschaften, die den Park ankündigen. Unser erster Besuch gilt wie immer dem Visitor Center. Wir holen uns ein Permit für die Begehung der Höhlen. Man muss angeben, dass man in den letzten fünf Jahren in keiner Höhle war, falls doch, durfte man die Anziehsachen von damals heute nicht anhaben. Kontaminierungsgefahr.
Leider gibt es keine schönen T-Shirts. Heidi ersteht dafür ein Basecap gegen die Sonnenstrahlen. Frisch in Sonnencreme getränkt starten wir. Wir beginnen den Rundkurs mit dem Auto abzufahren. Die Straße ist relativ neu und wir halten an vielen Aussichtspunkten.
Dort führt meist ein geteerter Rundkurs durch das Lavagestein, überall stehen Informationstafeln, die die einzelnen Gebilde oder Vorgänge erklären. Sehr spannend. Wir sehen viele sogenannte Cones, konische Berge, die vor Jahrtausenden nach Eruptionen entstanden. Wir erklimmen den Inferno Cone. Der besteht aus kleinem Lavagestein, dessen Konstitution an Luftschokolade erinnert.
Der Weg nach oben beträgt 300m, auch wenn es von unten viel weniger aussieht. Oben haben wir einen herrlichen Blick, die Sonne scheint, es weht ein leichter Wind. Die Lava, die am Wegesrand liegt, hat unterschiedliche Formen, manchmal sieht sie wie verkohlte Baumstämme aus, manchmal ganz klein und kieselig und manchmal erhebt sie sich als Berg zwischen der Landschaft.
Wir kommen zu den ersten Höhlen und sind schon sehr gespannt. Auch hier führt ein geteerter Weg zu allen Eingängen. Bei der ersten Höhle müssen wir ob unsers Alters und der Gefahr eines Achillessehnenrisses passen. Zu riskant auf den Steinen auszurutschen und den Urlaub damit zu beenden.
Die nächste Höhle aber ist unsere. Dort ist der Einstieg moderat und wir kraxeln bis nach unten. Schön kühl hier, ich denke mal 12°C. Es sieht schon gigantisch hier unten aus, aber: auch hier gibt es keine Steinpilze. Auf unserem Weg zurück treffen wir zweimal Ulli und Gerda aus Klotzsche bei Dresden.
So habe ich sie genannt. Schon von Weitem habe ich Heidi gesagt: »Das sind deutsche Spießer«. Beide ca. 30 Jahre alt, geschniegelt mit langen Hosen und einem oder zwei Reisführern unter dem Arm. Er immer vorneweg, sie hinterher. Wir kommen näher und hören sie reden: sächsisch. Nu gloar.
Beide haben ein neogrünenes Gummiband um den Kopf mit einer Grubenlampe dran. Das sieht so komisch aus. Natürlich grüßen sie auch nicht zurück, wie hier eigentlich üblich. Wir machen noch viele Witze und stellen uns die beiden vor, wie sie mit einer Kerze in den Höhlen umherirren.
Wenn sie das hier mal irgendwann lesen sollten: Ja ihr wart gemeint, erinnert Ihr Euch? Wir klappern weiter den ganzen Park ab und gegen 14:00 Uhr machen wir Picknick. War gar nicht so leicht einen freien Platz zu finden. Das lag allerdings nicht an den Menschenmassen, sondern an der begrenzten Anzahl von Tischen.
Zum Schluss statten wir nochmal dem Visitor Center einen Besuch ab. Hier gibt es einen interessanten Film über den Park. Die Apollo Crew, die damals auf den Mond flog, soll hier trainiert haben. Verschwörungsfanatiker meinen auch, dass die Mondlandung hier gedreht wurde und alles nur ein einziger Fake war.
Wir sitzen allein im Kino, es ist 15:00 Uhr der Film beginnt, doch was ist das? Ein schwarzer Bildschirm. Wir wieder zur Info, Bescheid gegeben, Ranger kommt gleich. Wir wieder zurück zum Kino und als wir um die Ecke laufen ramme ich voll gegen die Holzbank, die dort steht. Mit dem Schienenbein. Dem linken. Ich weine und beobachte wie langsam eine Beule herauswächst. Sieht schon irgendwie beindruckend aus. Ich kühle auf der Toilette zehn Minuten mein Bein, auf Kino habe ich keine Lust mehr.
Der Fehler konnte sowieso nicht behoben werden. Im Auto fahren wir dann mit Bruce Springsteen und unseren Lieblings-Sauren-Drops Richtung Idaho Falls. Die letzten 86 Meilen verlaufen sehr eintönig. Immer geradeaus vorbei an Gegend und grünen Feldern. Und ab und an mal einem menschlichen Wesen.
Voller Vorfreude gehen wir zu unserem Hotel. Heute wird das Gepäck in das Destination Inn geliefert. Die Dame an der Rezeption weiß allerdings nichts vom Gepäck, auch nicht was es damit auf sich hat. Nach der Frage zu meiner Email meint sie nur »ah ja«.
Ich glaube ich habe es mit Emily zu tun, die Dame, die meine erste Mail schon nicht verstand. Ich erkläre den ganzen Vorgang noch einmal, aber sie rafft es nicht. Egal, wir gehen erstmal nach oben in unser Zimmer - Morocco.
Ein Raum, eingerichtet wie in Marokko. Springbrunnen in der Mitte, Riesenleinwand mit Beamer, Whirlpool und ein großes Bett mit weinroter Brokatdecke und 11 Kissen. Rekord.
Das wars aber auch schon mit der Herrlichkeit. Die Fernbedienung funktioniert nicht (die gleiche die wir zu Hause haben) und Internet ist auch nicht verfügbar. Gerade heute, wo wir ja wegen des Gepäcks viel kommunizieren müssen. Ich erspare mir die Einzelheiten der Diskussionen mit den mittlerweile zwei Angestellten.
Ihre zehn schönsten Jahre waren die Klassen 1-5. Ich kaufe ein T-Mobile Internetpaket und lese später von einem tollen BBQ-Restaurant. Da fahren wir hin. Der erste Eindruck: ein Selbstbedienungsrestaurant. Egal, nun sind wir hier. Wir bestellen 12 Pork Ribs (Schweinerippchen) mit Coleslaw und Maiskuchen (der war im Menü inbegriffen) für $22,90. Und Cola zum immer wieder nachfüllen. Und was soll ich sagen, das waren die besten Rippchen, die ich je gegessen habe.
So groß und so fleischig, das habe ich noch nie gesehen. Dazu drei selbst hergestellte BBQ-Saucen, die allesamt grandios waren. Der Tag ist gerettet. Ich kaufe zum Abschluss noch ein T-Shirt und plaudere mit dem Mann hinter der Theke. Er hat wohl erkannt, dass wir Ausländer sind (woher wohl?) und erzählt, dass er schon in Potsdam war. Mit seinem Vater. Wir verabreden uns in Berlin, wenn er mal wieder in der Gegend ist.
Im Hotel baden wir im Whirlpool und versuchen über die ausgeklügelte Elektronik die Lichter zum Schlafen zu löschen. Dauert eine Weile, aber dann hat es Heidi geschafft.
Plötzlich ein ohrenbetäubender Krach. Der Whirlpool fängt an sich automatisch zu trocknen. Laut Bedienungsanleitung soll er das auch. Er soll aber auch nach drei Minuten aufhören. Das macht er nicht. Wir lassen einfach Wasser hinein und schon hört das Höllengerät auf, uns die Nacht zu vermiesen.
Das Frühstück wird übrigens schon 21:00 Uhr vor die Tür gestellt. Das ist unser letzter Besuch in diesem Hotel, deshalb gibt es auch nur einen Punkt.
Wir geben Berit noch Bescheid, dass es mit dem Gepäck nicht funktioniert hat und sie ihrer Aufgabe als Bindeglied noch nicht entbunden werden kann.
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