Delta - Fraserway – Sea to Sky Gondola – Alice Lake
- Holger Schweitzberger
- 28. März 2019
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 8. Juli 2023
06. Mai Gestern Abend schlafen wir schnell ein und ich bin heute auch nicht 1:00 Uhr putzmunter. Nein, es ist sogar kurz nach 0:00 Uhr. Na toll, aber glücklicherweise schlafe ich immer mal wieder ein und halte so bis 6:00 Uhr durch.
Zu dieser Zeit öffnet das Frühstücksbuffet und dem statte ich einen Besuch ab. Für ein HI Express ist das Angebot sehr gut, der Kaffee schmeckt, vier verschiedene Sorten Saft, Müsli, Omelette und Würste runden das Bild ab. Natürlich kann man sich auch seine eigenen Pancakes backen, Kuchen steht im Überfluss zur Verfügung.
Geplant ist heute nach der Übernahme des Wohnmobils, zuerst im Walmart Supercenter und BC Liquor Store unsere Einkaufsliste abzuarbeiten. Danach wollen wir den Sea-to-Sky Highway Richtung Whistler fahren, um im Alice Lake Provincal Park zu übernachten.
Davor gibt es bei Squamish die Sea-to-Sky Gondola - eine Seilbahn, die bis auf 800m hinauffährt und wo uns eine 100 m lange Hängebrücke erwartet. Wenn ich mutig genug bin, laufen wir über diese. Wenn nicht - nur Heidi.
8:00 Uhr sind wir startklar zum gemeinsamen Frühstück. War es vorhin noch schön leer, ist jetzt nur mit Mühe ein Platz zu ergattern. Wir finden aber einen, an einem Tisch eines holländischen Pärchens. Die Frau hat zwar die freien Plätze mit einigen Utensilien belegt - wahrscheinlich um ungestört, ungestört zu sein, aber auf unsere Nachfrage geben sie den okkupierten Raum frei.
Dabei verwandeln sich die Gesichtszüge der Frau von bräsig in "wir sind wieder nicht bei der WM dabei, dafür aber die doofen Deutschen". Wir erwidern ihre nette Geste mit einem freundlichen Lächeln. Beiläufig frage ich Heidi wer denn der momentane Fußball Weltmeister ist.
Haben wir bisher noch nicht richtig realisiert das wir wieder in Nordamerika sind, wird es uns spätestens gleich bewusst. Das Paar links neben uns begrüßt uns freundlich und fragt ob wir gut geschlafen haben. Und schon beginnt der übliche, zwanglose Smalltalk über Gott und die Welt. Wo wir herkommen, wohin wir in Kanada wollen, wie wir reisen etc. Ah, ihr seid aus Deutschland, wir haben Verwandte in Hamburg (Absteiger - aber das erwähne ich nicht) erwidern sie und erzählen von ihrer Reise an die Mosel, Trachtengruppen, die Lorelei und das wunderbare Bier.
Ich erkläre, das Bier in Deutschland kein Alkohol, sondern als gesetzliches Grundnahrungsmittel festgelegt ist. Es sieht so aus, als ob sie mir das nicht ganz glauben. Beide kommen aus der Nähe von San Francisco, sie wohnen nur drei Autostunden Richtung Norden entfernt, in einem kleinen Wald.
Heute beginnt ihre sechs-tägige Kreuzfahrt nach Alaska und beide sind schon freudig erregt. Das kann ich gut verstehen, war Alaska ja auch einer unserer schönsten Reiseziele.
Wir verabschieden uns, wünschen gegenseitig eine schöne Reise und sie entschuldigen sich noch einige Male, das im Moment ein Geisteskranker die Geschicke der USA lenkt. "He's a pig", meint der Mann und kann seine Verachtung für Donald Duck gar nicht genug zum Ausdruck bringen.
9:30 Uhr werden wir vom Fraserway Shuttle Service abgeholt. Mit im Bus befindet sich auch eine holländische Gruppe, nebst unseren morgendlichen Tischnachbarn. Wir geben unsere Koffer als letzte auf, wohl wissend, dass sie dann als erste entladen werden. Nach einer 25-minütigen Fahrt kommen wir in Delta - dem Sitz von Fraserway an, unsere Koffer sind als Erste entladen und wir somit auch die Ersten beim Empfang unseres rollenden Heims.
Schnell sind unsere Daten aufgenommen und alle Unterschriften getätigt, so dass wir uns zu unserem RV begeben und auf den Mitarbeiter warten, der die Einweisung durchführt. Dieser kommt in Form einer Silvia ein paar Minuten später.


Sie ist ein halbes Jahr in Kanada, lernt dabei Englisch und will in ihrer freien Zeit das Land bereisen. Vorher hat sie aber uns an der Backe. Nach dreißig Minuten ist alles erledigt, wir erhalten unsere Schlüssel und gute Wünsche für den Urlaub.
Der RV hat 24.900 km auf dem Buckel, ist also noch fast neu. Die Fraserway Flotte hat sowieso nur Fahrzeuge die maximal zwei Jahre alt sind. Wir verlassen bei gefühlten 30°C den Hof und starten unsere Einkaufstortour. Ziel ist ein Walmart Supercenter im Norden Vancouvers.
Der Parkplatz ist für nordamerikanische Verhältnisse ziemlich klein, mit Mühe ergattern wir einen Parkplatz. Es ist Sonntag, doch der Supermarkt ist ziemlich voll. Zu Hause haben wir schon einen Einkaufszettel gemacht, den wir nun auf diesem Riesengelände abarbeiten.
Wir bekommen alles, bis auf Fleisch, das ist bei Walmart sowieso nie so besonders. Dafür erstehen wir aber den transportablen Gasgrill, den ich schon in Deutschland auf den Reklameflyern der Walmart Webseite entdeckt hatte.
$270 ärmer fahren wir nun noch zum Canadian Superstore, besorgen dort das Fleisch für die nächsten Tage und anschließend folgt das letzte Ziel der Shoppingtour - der BC Liquor Store. Dort decken wir uns mit Wein, Bier, Cidre und Gin ein - also alle essenziellen Dinge für einen angenehmen Aufenthalt im Land des Ahornsirups.
Jetzt aber schnell raus aus dem Moloch Vancouver und ab Richtung Highway 99 - dem Sea-to-Sky Highway. Wir biegen östlich in die E-Manning Street und der Verkehr wird immer dichter. Während wir so fahren und fahren, kommt mir die Gegend immer bekannter vor und siehe da - am nahen Horizont ist die Skyline von Downtown zu sehen.
Was heißt zu sehen, jetzt sind wir mitten drin. Wir fahren durch die schmalen Straßen von Gastown - sehen wir die wenigstens auch mal. Das Navi zeigt mir für die verbleibenden 68 km eine reine Fahrzeit von zwei Stunden an. Ich glaube es lügt - tut es aber nicht.
Im Gegenteil, nicht ahnend, dass heute der Vancouver Marathon stattfindet, ist die Zeit sogar recht sportlich. Wir stehen uns also so die nächsten Kilometer durch die Stadt.
Die Polizei hat zwar alle Straßen gesperrt, aber die Ampeln arbeiten alle nach ihren programmierten Einstellungen. Zeit sich etwas intensiver die verschiedenen Gebäude anzusehen. Also, wunderschön ist Vancouver schon.
Nach gefühlten zwei Jahren können wir endlich frei fahren und zuckeln nun über die Lion Gate Bridge, die über den Pazifik gespannt ist. Endlich ist auch Whistler und Squamish und die Route 99 ausgeschildert. Puh, jetzt kommt das entspanntere Fahren.
Komisch nur, dass wir an der Abfahrt Whistler nicht abbiegen sollen, sondern wieder durch die Vororte von Vancouver mit ihren tausend Ampeln gelotst werden. Ich parke an der Seite und rede mit dem Navi ein ernstes Wort.
Es stellt sich heraus, dass ich bei den Streckeneinstellungen als Routenoption Autobahnen vermeiden aktiviert habe. Eigentlich eine gute Idee, wollen wir doch abseits der großen Straßen fahren.
Für Vancouver City ist das allerdings suboptimal, wenn nicht sogar subsuboptimal. Ich ändere die Einstellung und wie von Geisterhand ändert sich auch die verbleibende Reisezeit.
Es geht nun Richtung Nordosten, vorbei an herrlichen Seen und schneebedeckten Bergen Richtung Whistler. Bei Squamish fahren wir auf den Parkplatz der Sea to Sky Gondoloria, der ist drei Stunden kostenlos und gegen 16:00 Uhr auch nicht mehr voll.
Wir besichtigen den Squamish Waterfall, wie er in ca. 200 m Höhe sein Wasser mit Hilfe der Gravitation zu Boden bringt und kaufen anschließend Tickets für die Seilbahn. Die bringt uns auf 885 m Höhe auf die Spitze des vor uns liegenden Bergs.
Die Fahrt ist wirklich sehr angenehm und ruhig, so dass auch ich die Gelegenheit habe, diese wunderschöne Aussicht zu genießen. Es noch immer sehr warm und der azurblau Himmel bietet zum Gipfelschnee einen herrlichen Kontrast.
Oben angekommen, bewundern wir die Aussicht und Heidi wagt den Weg über die 110 m lange Hängebrücke. Ich fotografiere sie todesmutig aus sicherer Entfernung. Hunde dürfen hier oben nicht mit auf die Wanderwege genommen werden.


Zur Aufbewahrung der armen Kreaturen steht aber ein riesiger Hundeparkplatz zur Verfügung. Wer also mal preiswert einen Hund braucht, kann hier fündig werden.
17:30 Uhr begeben wir uns auf die letzten 16 km zum Campground im Alice Park. Unsere Site 61 ist schnell gefunden, sie liegt gleich gegenüber des Sees. Heidi räumt alle Sachen in die Schränke und ich baue unter zeitweisen Fluchen den Grill auf.
Die Rangerin kommt noch vorbei, klärt die Registrierung und verkauft uns Feuerholz. Sie warnt uns vor Bären, die in diesem Gebiet umherstreifen - also keine Lebensmittel offen liegen lassen.

Ich grille unser Steak und nach dem Essen sitzen wir beide noch am Lagerfeuer und trinken einen Gin Tonic. Gegen 21:30 Uhr fallen wir todmüde ins Bett und freuen uns auf morgen.
Comments