E.C. Manning Provincal Park – Lightning Lake
- Holger Schweitzberger
- 13. März 2019
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 8. Juli 2023
21. Mai (Victoria Day) Die längste Etappe der diesjährigen Reise steht heute an. 280 km sagt das Navi und es lügt nur selten. Frühmorgens sind es im Innenraum 16°C. Die Sonne scheint, blauer Himmel, ich überlege in den See zu springen. Das Wasser erscheint mir dann aber doch als etwas zu kühl und so nehme ich Abstand von dieser fixen Idee und heize lieber das Wohnmobil.
Trotz der am gestrigen Abend vielfach gesehenen Aktionen einiger Wohnmobilbesitzender Familien, ihr Gefährt fahrfertig zu machen, sind heute früh noch keine Abreisen zu erkennen. Zumindest nicht in unserer unmittelbaren Umgebung.
Heute ist in Kanada (außer in Nova Scotia) nationaler Feiertag - der Victoria Day - in Ehrerbietung an Königin Victoria von England. Feiertage werden, wenn möglich immer so gelegt, dass sie auf einen Montag fallen, um den Arbeit nehmenden Kanadiern ein langes Wochenende zu spendieren.
Oder - meine Vermutung, noch längere Pausen zu verhindern. Wie auch immer, heute ist jedenfalls frei und ich bin gespannt ob es starken Reiserückfahrverkehr gibt. Aber erst einmal ruft das Frühstück - Tortillas, Kaffee und Orangensaft. In der Sonne, nah am Wasser.
Danach machen wir unser Auto startklar. Heidi als 2. Offizier an Bord und Innenraumverantwortliche, ist für die Fahrtüchtigkeit und ordnungsgemäße Verstauung aller in Frage kommenden Objekte zuständig. Klappt das bisher sehr gut, zieht heute der Schlendrian ein.
Mehrmals während der Fahrt purzeln Gegenstände durch die Gegend und die Wasserheizung ist auch nicht aus. Na ja, weil heute Victoria Day ist, wird die abendliche Bestrafung wohl gering ausfallen.
Wir fahren von Lake Country die Route 97 South Richtung Pentiction über Kewlona und Peachland. In den Städten ist ziemlich viel Verkehr, Kewlona ist riesig und zieht sich ewig in die Länge. Peachland ist, wie der Name vermuten lässt, Pfirsichanbaugebiet. Riesige Pfirsichplantagen säumen den Weg, wenn es freie Stellen gibt, sind diese mit Weinreben bepflanzt. Wir sind ja auch immer noch auf der Wine Route.
Es geht meist zweispurig mit 80-100 km/h voran, in den Städten sind die Ampeln immer vorzugsweise rot geschaltet. Aber wir haben ja Zeit und freuen uns, so etwas von der Umgebung mitzubekommen. Teilweise fühlen wir uns wie am Mittelmeer, da die Straße fast ununterbrochen an die vielen, großen Seen vorbeizieht und das Wetter wahrlich als mediterran zu bezeichnen ist.
Auch die Fahrweise der Autofahrer erinnert mehr an südländisches Temperament als an das kanadische. Grundsätzlich ist heute aber nicht mehr Verkehr als sonst zu bemerken, allerdings ist es von Vorteil, dass die meiste Strecke unseres heutigen Abschnitts zwei-spurig ist und dabei nur wenig Serpentinen enthält.
Auf einem sehr schönen Rastplatz, genau an einem reißenden Fluss, deren beider Namen ich vergessen habe, halten wir an und essen unser Lunchpaket und trinken Kaffee. Die Ausschilderungen in BC sind katastrophal. Wird etwas 400 m vorher angekündigt, muss man sich schon selbst bemühen, nach 400 m auch die Ausfahrt o.ä. zu finden. Oder es wir gar nichts vorher angekündigt, sondern direkt an der Ausfahrt.
So auch das Visitor Center für den Mannings Nationalpark. Kein Wunder, dass so wenig Besucher dort sind. Wir erhalten ein paar Infos für Sehenswürdigkeiten und die Wegerläuterung zu unserem heutigen CG. Ob denn die Ausfahrt dorthin angekündigt wird, wird mit einem donnernden Yes beantwortet.
Wir fahren aber zunächst zum Lightning Lake, einer der Sehenswürdigkeiten des Parks, zu mindestens Mitte Mai, wenn noch viele Straßen gesperrt sind. Der Lightning Lake liegt prachtvoll, mit seiner grünlichen Farbe in der Sonne. Dahinter liegen schneebedeckte Berge und Wald. Das Wasser ist glasklar, es gibt ein Bootshaus, in dem man sich Kanus und Kajaks ausleihen kann. Das reizt uns schon, aber mit Rücksicht auf meine Schulter, verzichten wir schweren Herzens auf das Vergnügen.



Viele Leute baden und sonnen sich, im hinteren Teil des Sees wird geangelt. Ich habe während des Urlaubs noch niemand gesehen der etwas gefangen hat. Zu mindestens keinen Fisch.



Dafür haben wir aber ungefähr zehn Raucher während des Urlaubs gesichtet, es scheint, als sei Kanada ein Land der Nichtraucher. Nach einer Stunde suchen wir unseren Campground auf, der soll nur zwei Kilometer entfernt sein. Nach 35 min haben wir ihn gefunden.
Natürlich war nichts ausgeschildert, erst auf der Rückfahrt sehen wir kurz vor einem Abzweig, den man eher als kleinen Waldweg wahrgenommen hätte, ein Schild, das auf den Coldspring CG hinweist. Man muss bedenken, die Autos donnern mit 100 km/h dort entlang, da ist eine kurzfristige Bremsaktion fast Harakiri.
Unsere Site liegt direkt an einem wilden und mit vielen Stromschnellen behafteten Fluss, der dazu ziemliche Kälte versprüht, wenn man so daneben steht. Der Platz, den wir haben ist angenehm groß, natürlich mit Feuerstelle und großem Holztisch. Auch diesen CG habe ich wegen des Victoria Days vorbestellt.



Er ist auch ziemlich voll, aber das fällt nicht auf, da er sehr großzügig geschnitten ist. Wir packen Stühle und Tisch aus, setzen uns in die Sonne und essen die Reste unserer kernlosen, mexikanischen Melone. Wir befinden uns fast einen Kilometer höher als gestern - das merken wir.
Es wird merklich kälter, für uns das Signal ein Feuerchen zu machen. Wir platzieren unseren Tisch und die Stühle neben die Feuerstelle und bereiten parallel am anderen Tisch unser Gourmetdiner vor.
Heute grillen wir mal. Ich habe schon feuchte Augen, wenn ich daran denke, dass ich meinen Urlaubsfreund morgen Abend das letzte Mal in Benutzung sehe. Vielleicht finde ich ja einen würdigen Nachfolger, der ihn weiter in Ehren hält.
Gegen 18:30 Uhr kommt die Parkrangerin vorbei um die Miete für die Site zu kassieren. Unsere ist ja schon bezahlt, ich muss nur meine ID vorweisen. Dabei stellt sich heraus, dass die junge Rangerfrau deutsche Eltern hat und perfekt deutsch kann.
Sie freut sich sichtlich, einmal die Sprache zu wechseln und wir unterhalten uns ein bisschen.
Wir brauchen fast unseren gesamten Holzvorrat auf, so kalt ist es mittlerweile geworden. Auch die Marshmallows mussten daran glauben. Heidi hat in 18 Tagen die ganze Tüte mit 53 Stück geschafft. Okay, ich habe fünf gegessen, bleiben also immer noch 60.
Gegen 20:00 Uhr heizen wir noch einmal im Wohnmobil durch und schlafen dann lesend irgendwann ein. Vom Victoria Day habe ich nicht viel gemerkt. Vielleicht das die Geschäfte nicht geöffnet waren und mehr kanadische Flaggen als sonst zu sehen waren.
Morgen steuern wir unseren letzten Campground an. Der befindet sich ca. 100 km vor der Abgabestelle von Fraserway. Eine Full Hookup Site, um alle Abwasserbehälter leeren zu können und Strom um alle Geräte aufzuladen.
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