Fin Garden - Kashan Bazar - Asadi Teahouse
- Holger Schweitzberger
- 24. Apr. 2019
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 11. Juli 2023
28. März Vögelgezwitscher weckt uns am Morgen. Die Sonne scheint, trotzdem sind es erst 9°C. Wir merken schon gestern Abend, das es sich hier ziemlich schnell abkühlt. Der Plan für heute ist, den Kashan Bazar und Fin Garden zu besuchen.
Fin Garden - eine Oase in der turbulenten Stadt, soll mit seinen Blumen und Pflanzen die zahlreichen Besucher bezaubern.
Im Innenhof des Hotels ist schon reichlich Betrieb. Der Gärtner wässert die Pflanzen, dadurch verströmen sie wiederum einen betörenden Geruch.
Das Frühstück wird auch in Kashan in Buffetform serviert. Anders als in Teheran, gibt es aber nur persische Speisen. Neben den schon bekannten Dingen, stehen Bohnenmus, Eiersalat, gekochte Kartoffeln und jede Menge süßer Brotaufstrich zur Auswahl.
Wir schnappen uns ein großes Tablett und gehen mit dem Frühstück zu unserem Diwan. Hier lassen wir uns von der Sonne bestrahlen, während wir essen und Kardamontee mit Kandisstangen trinken.
Die Hotelmanagerin kommt zu uns und zeigt uns ein Foto, auf dem Heidi und ich mit anderen Personen zu sehen sind. Es ist ihr Freund und seine Familie, die wir gestern im Tabatabai Haus getroffen haben. Wir müssen alle lachen - Big Brother is watching you.
Da es am Nachmittag regnen soll, bestellen wir ein Taxi und fahren zuerst zum Fin Garden. Fin-Garden ist ein persischer Garten in der Nähe des Dorfes Fin, einige Kilometer südwestlich von Kashan. Mit seinen zahlreichen Fontänen, Wasserbecken, Wasserläufen und alten Bäumen zählt er zu den berühmtesten und schönsten Gärten des Irans.
Die Ursprünge des Gartens gehen angeblich auf die Zeit vor den Safawiden zurück. In seiner heutigen Form wird der Garten, wie eine Beschreibung aus der Zeit von Abbas II. belegt, unter dem Safawidenherrscher Abbas I. (1571–1629) erbaut. Er wird seitdem als Vision des Paradieses verstanden.
Unter Abbas II. (1633–1666) und unter dem Kadscharenherrscher Fatḥ ʿAli Schah (1799–1834) wird der Garten erweitert und teilweise umgebaut. Alle heute noch sichtbare Gebäude gehen auf Fatḥ ʿAli Schah zurück. 1852 wird hier Mirza Taghi Chan, bekannt als Amir Kabir, Ministerpräsident des Kadscharenherrschers Nāser ad-Din Schah, durch einen Gesandten des Herrschers ermordet. Danach liegt der Garten lange brach und wird bis 1935 mehrmals zerstört. Der Garten wird 1935 unter Denkmalschutz gestellt und 2007 für die Liste des UNESCO-Weltkulturerbes vorgeschlagen, zu der er 2011 hinzugefügt wird.
Fin Garden ist 2,3 Hektar groß und von einem Schutzwall mit vier runden Türmen umgeben. Ähnlich wie viele andere Gärten der Provinz verfügt er über mehrere wasserführende Elemente. Diese werden vor allem aus der Soleymaniyeh Quelle mit Hilfe des Qanatsystems gespeist. Der Wasserdruck ist so hoch, dass eine Reihe von Wasserbecken und Springbrunnen ohne mechanische Pumpen betrieben werden können.
Taxifahrten kosten innerhalb Kashans nicht mehr als 100.000 Rial, ca. 75 Cent. Nach ungefähr acht Kilometern steigen wir aus, den Rest des Weges werden wir mit einem Shuttlebus zurücklegen.
Wir sitzen kaum im Bus, und werden sofort wieder mit dem bekannten "Welcome to Iran" oder "Where you from" lächelnd begrüßt. Kleine Kinder rufen uns "Hello" und freuen sich riesig, wenn man antwortet.
Der Eintritt beträgt für Westeuropäer ca. 1,50 €, Iraner bezahlen für vier Personen ungefähr 60 Cent. Da noch Ferien sind, ist der Garten gut besucht. leider blühen bisher nur Stiefmütterchen, aber die Architektur der Gebäude entschädigt für die noch nicht blühenden Pflanzen. Auch hier müssen wir wieder Rede und Antwort stehen oder werden mit versteckten Blicken beobachtet. Vor allen Dingen Heidi.
Nach knapp 90 Minuten verlassen wir wieder den Garten und wollen zum Basar nach Kashan fahren. Vorher trödeln wir noch etwas an den vor dem Garten anliegenden Geschäften vorbei und sehen einen Stand der Faludeh - gefrorene Glasnudeln - verkauft. Davon habe ich schon gelesen und so weiß ich dass das eine iranische Spezialität ist. Getränkt mit süßem Rosenwasser und Zitronensaft ist Faludeh eine sehr erfrischende, gut schmeckende Köstlichkeit.
Wir fahren mit dem Taxi zum Basar, der in der Innenstadt von Kashan liegt. Er gefällt uns bisher am besten, da er kein bisschen touristisch und auch nicht zu überlaufen ist.
Wir schlendern durch die Gänge und lassen uns von den speziellen Gerüchen und Angeboten beeindrucken.
Wir kosten Safranbrot mit Pistazien und andere Köstlichkeiten, die uns immer wieder angeboten werden. Auch hier im Basar ist eine angenehme Stimmung, überflüssig zu erwähnen, dass wir oft angesprochen werden.
Den Mittelpunkt des Basars ist die alte Karawanserei. Hier sieht es noch aus, wie ich ihn mir immer als Kind vorgestellt habe. Während wir uns ausruhen kommen mir wieder sämtliche Märchen von Wilhelm Hauff in den Sinn. Wir suchen uns einen Diwan, trinken Tee und betrachten ganz entrückt das emsige Treiben.
Wir werden nur ganz selten von Händlern angesprochen und wenn wir die Angebote ablehnen, bedanken sie sich und gehen wieder ihrer Wege. So macht ein Basarbesuch Spaß.
Wenig später treffen wir ein Pärchen aus Teheran, sie laden uns zum Eis essen ein und zwar in einen Eisladen, in dem der Mann immer mit seinem Vater hingegangen ist. Dieser ist kürzlich verstorben und deshalb sind sie in Kashan.
Den Laden gibt es aber nicht mehr und so verabschieden wir uns wieder, nicht ohne die Whatsapp Nummern zu tauschen. Wir überlegen, langsam wieder den Rückweg anzutreten, als uns der Teehausbesitzer bei dem wir Tee tranken trifft. Er grüßt uns und fragt, ob wir nicht Lust haben, auf des Dach des Basars zu steigen? Wir überlegen nicht lange und folgern ihm.
Was wird dann sehen verschlägt uns wieder die Sprache. Von hier oben haben wir einen fantastischen Blick über die Stadt, wir laufen über die mit Lehm gedeckten Dächer und kommen aus dem Staunen nicht mehr heraus. Er lässt uns 10 Minuten allein und wir genießen diesen einzigartigen Ausblick.
Im Hintergrund stehen die schneebedeckten Berge und vor uns bäumen sich die Kuppeln der Moscheen und Schreine. Dazwischen die rundförmigen Dächer der Lehmhäuser. Wenn wir möchten können wir ihm etwas Trinkgeld für seinen Dienst geben, müssen wir aber nicht, meint er beim Abschließen der Tür, bevor wir wieder absteigen.
Natürlich geben wir ihm für dieses einzigartige Erlebnis etwas. Wir bedanken uns gegenseitig und nehmen anschließend ein Taxi zum Hotel. Es regnet immer noch nicht, entgegen aller Vorhersagen. Grund genug uns auf dem Diwan auszuruhen und zu entspannen.
Jede Entspannung hat nun mal eine Ende, so auch unsere. Der Hunger lässt uns auf der Suche nach einem Restaurant in Richtung Altstadt laufen. Da uns gestern schon das Abasi Historical Teahouse gefallen hat, beschließen wir, heute dort zu essen. Wie schon gestern erlebt, sind die Kellner sehr nett und wir werden auf einem Vier-Personen-Diwan platziert.
Wir erhalten die Speisekarte, na ja, eigentlich ich. Wíe schon im gesamten Urlaub erlebt und auch bei anderen Familien gesehen, erhalten nur die Männer eine Karte und müssen den Frauen daraus vorlesen.
Auch gibt es nur Kellner - keine Kellnerinnen. Heidi bestellt wieder Dizi und ich Kamelfleisch mit Aubergine und Reis. Das Dizi kommt nicht an die Teheraner Qualität heran, schmeckt aber trotzdem. Das Kamelfleisch ist geschmort und ähnelt unserem Rindsgulasch und wird zusammen mit Reis serviert. Auch hier stimmt die Qualität. Dazu trinken wir Dough und zum Abschluss den obligatorischen Tee.
Unseren Kellner muss ich unbedingt fotografieren sonst hätten wir das Restaurant wohl nicht verlassen dürfen. Beim Bezahlen erleben wir wieder die obligatorischen Fragen. "Bayern Munich gut!", erklärt der Kassierer. Als ich ihm sage, dass ich aus Berlin bin, ändert er sofort seine Meinung in "Hertha Berlin". Guter Mann.
Wir haben danach beide noch viel Spaß beim Eingeben der Kartenpin. Er kann mit meinen englischen Zahlen nichts anfangen, ich nichts mit den iranischen auf der Tastatur. Nach einigen gemeinsamen Versuchen schaffen wir es doch endlich der Debitkarte die erforderliche Summe zu entnehmen.
Lachend verabschieden wir uns, eigentlich habe ich ja noch erwartet, das er ein schallendes HaHoHe hinterher brüllt. Aber soweit geht die Liebe dann doch nicht.
Es ist jetzt schon wieder merklich kühler, die Leuchtreklamen sind angeschaltet und die Moscheen mit grün-weißem Licht erleuchtet. Dazu beginnt wohl gerade die Zeit des Beten, die Stimme des Mullahs ist über Lautsprecher überall zu hören. Zeit für uns ins Hotel zurück zu kehren.
Auf dem Diwan liegend, trinken wir noch etwas und essen einige Oliven, bis es sich so abkühlt, dass wir ins warme Zimmer gehen und uns auf den morgigen Tag freuen.
Comments