Fort Laremie
- Holger Schweitzberger
- 12. März 2019
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 5. Juli 2023
23. Juni Um sieben sitze ich auf dem Balkon und schaue auf die Berge der Umgebung. Dazu eine Tasse Kaffee. Herrlich, diese Ruhe und Aussicht. Es gesellt sich noch John zu mir, die männliche Person des zweiten Paares, das heute hier übernachtet hat. Er ist Ingenieur bei der US-Army, kommt aus Iowa und besucht mit seiner Frau seine Mutter.
Die lebt hier in Scottsbluff.

Wir unterhalten uns eine ganze Weile, bis er merkt, dass er ja eigentlich seiner Frau einen Kaffee bringen wollte. Sie arbeitet auch in der IT-Branche, vielleicht können wir uns ja nachher noch unterhalten. Beim Frühstück. Na prima.
Zum Frühstück essen wir Rührei mit Champignons, Joghurt mit Früchten und Waffeln. Mit Sirup. Johns Frau muss leider arbeiten, sie hat den Laptop mitgebracht und ist ganz unruhig. Montagmorgen ist es immer am schlimmsten.
Nur zum kurzen Gebet nimmt sie sich zusammen mit ihrem Mann Zeit. Das macht nichts, denn John scheinen die Gesprächsthemen nicht auszugehen und so verplaudern wir auch eine halbe Stunde.
Eigentlich wollen wir zum Chimney Rock, aber Cher, die Besitzerin des B&B meint, wir sollen lieber zu Fort Laremie fahren. Das ist geschichtsträchtiger und sowieso interessanter als der komische Berg. Von dem können wir uns in Laremie ein Foto kaufen.
Wir vertrauen ihr und setzen uns in Richtung Laremie ab. Wir verlassen Nebraska und kommen wieder nach Wyoming. Fort Laremie habe ich schon aus John Wayne Filmen gesehen. So ein in Holz gefasstes Areal, dass die Indianer immer angegriffen haben. Aber immer war der weiße Mann der Sieger.

Nach 70 Meilen sind wir da. Wir können unseren Nationalparkpass benutzen und sparen so den Eintritt. Nur sehe ich keine Holzeinfassung. Hat John Wayne da geschwindelt?
Wir begeben uns ins Visitor Center und schauen zuerst einen Film über die Entstehung und den Sinn des Forts. Ganz interessant. Dann starten wir zum Rundgang. Es ist ein riesiges Gelände, überall stehen Hinweistafeln und Erklärungen. Das Fort hatte im Laufe der Jahre mehrere Rollen.
Diente es zuerst als eine Art Anlaufpunkt für Indianer und Weiße, an dem Handel betrieben wurde, übernahm es später die Aufgabe, den Siedlern Schutz vor Indianern zugeben, sowie ihnen Übernachtungsmöglichkeiten vor der Weiterreise zu bieten. Die Siedler konnten Briefe schreiben und abschicken, Vorräte kaufen und Instandhaltungsmaßnahmen an ihren Wagen vornehmen.
Zu lange durften die Siedler hier allerdings nicht verweilen, wollten sie noch vor dem Winter den Westen des Landes erreichen. Es wird auch nicht verschwiegen, welches Leid die weißen Besatzer damals den Indianern angetan haben.
Wir besichtigen die einzelnen noch erhaltenen Gebäude und verschaffen uns so einen Einblick in das damalige Leben. Da wir noch 200 Meilen vor uns haben, wird heute die Interstate 25 unser Freund sein. Wir fahren Richtung Süden, durchqueren die Hauptstadt von Wyoming, Cheyenne und passieren die Staatsgrenze zu Colorado.
Wieder im Land der Gummibärchen. Zwischendurch esse ich meinen ersten Hot Dog. Den kann ich mir an der Tankstelle selbst zusammenstellen, sogar die Zwiebeln gibts in kleinen Silbertütchen. Je näher wir Denver und damit auch Estes Park kommen, desto dichter wird der Verkehr. Eigentlich ist es gar nicht so schlimm, aber es kommt mir vor, als ob ich am Sonntag auf der Autobahn in Brandenburg fahre. Alle wollen auf die linke Seite, da in zehn Kilometern Entfernung ein LKW zu sehen ist.
Aber wir überstehen auch das. Wir fahren durch die Städtchen des Speckgürtels von Denver. Sie sind alle sehr schön und gepflegt. Zu mindestens das was wir sehen. Wir fahren am Fuß der Rockies entlang, links und rechts des Weges türmen sich große Berge auf und ein reißender Fluss begleitet und bis Estes Park.
An unserer Unterkunft, die etwas außerhalb liegt, fahren wir erst einmal vorbei, aber Dank Heidis Orientierungsqualitäten können wir bald einchecken. Wir haben ein großes Haus, mit zwei Bädern, einem Kamin (der funktioniert), einer Küche, Waschmaschine, Trockner und Whirlpool.
Ganz wichtig: auf der Terrasse steht auch noch ein Gasgrill. Jetzt schnell ausgepackt und zum nächsten Supermarkt gefahren. Den hatten wir schon bei der Anreise gesehen. Wir kaufen Kartoffeln sowie zwei große Ribeye Steaks (650g bzw. 550g) und für morgen zum Frühstück Käse, Butter und Baguette.
Die Steaks sind wunderbar zart und saftig, die Kartoffeln schwenken wir nach dem Kochen in Knoblauchbutter. Dazu noch Tomaten mit Mozzarella. Am Ende muss ich passen und ein kleines Stück Fleisch übriglassen, Heidi schafft alles.



Wir setzen uns mit einem Glas Wein auf die Terrasse und beobachten die Kolibris, wie sie sich aus der Wassertränke, die am Haus angebracht ist, bedienen.
Letztes Jahr blieben uns Fotos von diesen Vögeln versagt, da sie immer weg waren, wenn wir die Kamera startklar hatten. Das passiert uns diesmal nicht. Wir machen unzählige Bilder dieser kleinen, bunten Gestalten.
Da es recht zügig abkühlt, begeben wir uns ins Innere des Hauses und machen es uns noch einmal am Kamin gemütlich. Der wird mit Gas betrieben und bullert ganz schön ein.
Wir betrachten die eben geschossenen Aufnahmen und springen danach, vor dem Schlafen gehen, in den Whirlpool. Da der im Schlafzimmer steht, haben wir für die Nacht eine super Luftfeuchtigkeit.
Zum Glück können wir die Fenster öffnen.
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