Golestan Palast - Sharaf-ol-Eslami - Nationales Juwelenmuseum
- Holger Schweitzberger
- 27. Apr. 2019
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 10. Juli 2023
25. März Es regnet nicht mehr. Das MahCell funktioniert auch wieder, nachdem es gestern Abend kurzzeitig seinen Geist aufgegeben hat. Aber nach einem kurzen Whatsapp-Chat mit Ali, hat der Support von Mahcard alles wieder funktionstüchtig repariert.
Es regnet wieder. Deshalb vorher ein paar Gedankensprünge, über die Dinge, die mich seit gestern beschäftigen. Da ist zuerst der Bewohner Teherans. Bisher erleben wir ausnahmslos nette und freundliche Menschen, alle mit denen wir sprechen freuen sich, dass wir ihr Land besuchen und uns für ihre Kultur interessieren.
Sitzen sie allerdings im Auto oder stehen an der Bahnsteigkante bei einer U-Bahneinfahrt, wandeln sie sich von Dr. Jekyll zu Mister Hyde. Autos kennen keine Bremsen, Ampeln sind höchstens zur Beleuchtung der Straße gedacht und eigentlich wird in eine Bahn erst eingestiegen und dann dürfen die anderen Passagiere aussteigen.
Der erste und letzte Wagen der Metro ist den Frauen vorbehalten. Wahrscheinlich duftet es dort herrlich nach Seife und Parfüm. In die anderen Wagen verirren sich selten Frauen. Deshalb duftet es dort oft wie in einer Raubtierhöhle. Vor allen Dingen wenn man gerade einsteigt. Die Hilfsbereitschaft oder die Spendenfreude gegenüber bettelnden Menschen ist enorm. Mindestens zwei Personen pro Waggon geben Almosen.
Wird ein Platz angeboten, ziert sich der Betroffene meist ein- bis zweimal, ehe er das Angebot annimmt. Und ein Platz wird sehr oft angeboten.
Die Stufen, die sich an allen Ecken in Teheran befinden sind enorm hoch, ich muss schon sehr aufpassen um nicht zu stolpern oder sie zu übersehen. Alls Rollstuhlfahrer hat man hier sehr schlechte Karten.
Für Fußgänger, also für europäische, ist es fast unmöglich, sicher eine große Straße zu überqueren. Hat man diese Hürde überwunden, steht man oft vor einem Graben, in dem bei Regen zusätzlich noch Wasser fließt, oft ist der Graben mehr als einen halben Meter tief und nicht gesichert.
Und hier jetzt meine Vermutung: Das Alkoholverbot ist deshalb verhängt, damit sich die Unfälle im Straßenverkehr auf ein Minimum reduzieren und der gemeine Iraner einige Jahre länger leben kann.
Es regnet immer noch, aber wir sind mit Regenjacke und Schirm bewaffnet und fahren zum Golestan Palast. Den Weg kennen wir, ich brauche fast überhaupt nicht auf meinen Metroplan zu schauen. Allerdings, ohne ihn wäre ich völlig hilflos.
Wir fahren mit der 1 bis Panzdah-e-Khordad. Von hier hat man den kürzesten Weg zum Bazar oder dem Golestan Palast. Kurz nach 9:00 Uhr ist es am Einlass noch ganz leer, wir kaufen ein All-in-One-Ticket für je 1 Million Rial, ca. 7 €.
Über den Palast schreibe ich nicht viel, das kann man alles woanders viel besser nachlesen. Nur soviel - er ist wunderschön. Unser Ticket umfasst acht Museen, überall können wir, entgegen anders lautenden Meldungen, fotografieren.
Viele Räume sind mit Spiegeln und Spiegelmosaik verziert, so dass sie noch viel größer wirken. Höhepunkt für viele Iraner ist der Pfauenthron des letzten Schahs von Persien, Reza Pahlevi. Der Regen hört immer mal wieder kurzzeitig auf, so dass ich auch die wunderschönen Außenfassaden fotografieren kann.
Nach zwei Stunden haben wir unseren Rundgang beendet, es wird nun auch sichtlich voller und wir freuen uns, schon so früh gestartet zu sein. Da bei mir schon langsam ein kleines Hungergefühl eintritt, erinnern wir uns an unser gestriges Restaurant, das Sharaf-ol-Eslami, das hier gleich um die Ecke liegt.
Es ist jetzt noch schön leer und wir bestellen Ground Meat Kebap und für Heidi Tahdig, gebratener Reis mit einer schönen Kruste und Berberitzen. Beides ein Traum. Am Nebentisch sitzt eine Familie, Vater, Mutter und drei Kinder.

Als Heidi auf die Toilette geht, höre ich nur "Na, hat es geschmeckt?" Ich drehe mich verwundert um. Der Mann meint, dass er und seine Frau sich nicht sicher sind, ob wir englisch oder deutsch reden. Und da fragt er mal etwas auf deutsch und checkt somit, ob ich es verstehe.
Er kann deutsch, seine Frau perfekt englisch sprechen. Er erzählt, dass er 15 Jahre in Hamburg wohnte und seit 20 Jahren wieder in Teheran ist. Seine Kinder hören gebannt zu, vielleicht haben sie ihren Vater noch nie so sprechen gehört.
Er will gar nicht mehr aufhören sich zu unterhalten, aber irgendwann ist immer Schluss und wir wollen auch weiter.
Eigentlich wollen wir noch einen Granatapfelsaft trinken, aber wir sind so satt, dass wir es vorziehen zur Station Sa'di zu fahren, um uns schon beim Juwelenmuseum anzustellen. Das ist täglich nur von 14:00 Uhr - 16:30 Uhr geöffnet und soll die herrlichsten Edelsteine beherbergen.
Da sich der Iran Tourismustechnisch noch im Niemandsland befindet, gibt es nirgendwo Hinweise zum Standort des Museums. Zumindest nicht in lateinischen Buchstaben.
Ein Mann hat Erbarmen und will uns den Weg zeigen. Wir mögen ihm nur folgen - alles kein Problem. Dabei entfernen wir uns immer weiter von dem Ziel das ich in mapsme eingegeben habe. Doch er meint, dass alles easy ist und wir ihm vertrauen sollen.

Mache ich aber nicht und ich erkläre ihm, dass sich unsere Wege nun leider trennen. Er schreibt mir noch schnell auf farsi einen kleinen Roman und seine Handynummer auf. Wir hören immer nur das Wort "Hotel". Dann sind wir ihn los.
Für diejenigen die es interessiert: das Museum befindet sich gegenüber der deutschen Botschaft, in der Fedorsistraße. die Schlange ist schon ganz schön lang, Mohammed - wie sich unser Führer zu erkennen gab - hat uns damit wertvolle Millisekunden gekostet.


In der Schlange steht eine Familie mit zwei Teenagertöchtern. Ihren schüchternen Blicken und dem Gekicher entnehmen wir, dass sie sich gern mit uns unterhalten oder zumindest ihre Englischkenntnisse anbringen würden. Aber sie trauen sich nicht, obwohl die Eltern sie immer wieder ermutigen.
Dann verlieren sich unsere Wege. Nach 20 Minuten sind wir am Ticketschalter, für 4 € inklusive deutscher Broschüre sind wir dabei. Die Sicherheitsbestimmungen und -überprüfungen sind sehr streng, aber nach 30 Minuten wird unsere Gruppe für die Führung aufgerufen.
Diese allerdings ist katastrophal, im Eiltempo wird man an der Vitrinen vorbei geführt, die Erklärungen sind leider nur auf Farsi und sehr laut. Wir haben kaum Zeit die Diamanten und Edelsteine ausgiebig zu bewundern, da die nächste Gruppe schon wartet, um uns unsanft zu verdrängen.
Die Warteschlange die wir draußen antreffen ist nun schon um das vielleicht 20-fache angestiegen. Da haben wir, trotz Mohammed, ja noch einmal Glück gehabt. Allerdings, ein zweites Mal würde ich mir das hier nicht mehr antun, höchstens mit einer unbegrenzten Privatführung.
Auf dem Rückweg zum Hotel machen wir noch Halt in einem gegenüberliegenden Café. Ich trinke Latte Macchiato und Heidi einen Sour Mix Smoothie. Wir spüren, wie unsere Knochen nach einer Pause rufen.


Schnell decken wir uns noch mit Softdrinks und Chips ein und erreichen gegen 17:00 Uhr wieder unser Hotel. Nach einer längeren Siesta lassen wir es mit einem hervorragenden Aloe Vera Saft und Jever Fun noch einmal richtig krachen und schlafen danach bei einer Folge "Der Dicke" ein.
Der Saft ist übrigens der Hammer - genau so gut wie der in Japan. Aber das nur so am Rande.
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