Grasse – Gourdon – Tourrettes-sur-Loup – Vence – Cagnes-sur-Mer
- Holger Schweitzberger
- 22. März 2019
- 3 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 13. Juli 2023
26. Juni Der Wetterbericht sagt für heute 30°C voraus, wir betrachten meinen Sonnenbrand und entscheiden, heute nicht das Meer und den Strand aufzusuchen.
Im Internet finden wir eine sehr schöne Autoroute durch das Hinterland und entscheiden spontan dieser zu folgen. Nach dem Frühstück fahren wir los, zuerst nach Biot, einem kleinen Töpfer- und Glasbläserörtchen. In dem alten Städtchen gibt es zahlreiche kleine Töpferläden und Geschäfte, die selbst gemachte Kunstgegenstände verkaufen.
Bis auf wenige Ausnahmen wird hier qualitativ hochwertige Ware mit einzigartigem, individuellem Design verkauft. Als wir ankommen, ist allerdings alles geschlossen, so dass wir uns nach einem kurzen Stopp weiter nach Grasse begeben.
Es geht die ersten Serpentinen bergauf und nach 20 Minuten Fahrzeit sind wir am Ziel. Die Stadt mit knapp 50.000 Einwohnern wird zwar in erster Linie wegen der berühmten Duftstoffe besucht, jedoch lohnt sich auch ein Besuch der Altstadt von Grasse.
Grasse ist keine uralte Stadt wie so mancher Ort an der Côte d’Azur und ist eigentlich erst seit Beginn des zweiten Jahrtausends bekannt. Im 16. Jahrhundert war Grasse durch sein Gerberhandwerk in der Gegend berühmt.
Eine zufällige Entwicklung verschaffte Grasse seine Berühmtheit, die es heute noch genießt: Als es in noblen Kreisen Sitte wurde, seine feinen Lederhandschuhe zu parfümieren, begann in Grasse die Entwicklung der Duftstoffe. Hier herrschte das richtige Klima, um die für gute Duftstoffe gebrauchten Pflanzen zu züchten.
Während man vor einige Jahrzehnten jedoch noch ganze Felder mit schönen Blüten fand, werden heutzutage die Essenzen aus Billigländern importiert. Immer noch ist jeder zehnte Arbeitsplatz in Grasse irgendwie von Parfüms und Duftstoffen betroffen.
Die eigentliche, berühmte Parfümindustrie ist jedoch eher ein kleiner Zweig. Ein großer Teil von Duftstoffen wandert in die Wasch-, Spülmittel- oder auch Lebensmittelindustrie, bei letzterer zur Verfeinerung von Kuchenaromen oder Saucen.
Im 19. Jahrhundert war Grasse zeitweise ein Kurort. Im 20. Jahrhundert konnte die kleine Stadt jedoch den Tourismus nicht mehr im Landesinneren halten. Heute ist Grasse eine kleinere Stadt, die von den meisten Touristen nur noch im Vorbeifahren besucht wird. Übernachtungen in Grasse gibt es kaum, viele Touristen besuchen gar nur die Parfümerien wie Fragonard oder Gallimard.
In der Altstadt gibt es seit 1989 ein internationales Parfümeriemuseum, in dem man sich ausführlich über alle Schritte der Herstellung eines Parfüms informieren kann.
Das haben wir dann auch getan. Es ist sehr interessant, den Herstellungsprozess eines Parfüms kennenzulernen und die verschiedenen Düfte zu erkennen bzw. zu erfahren. Nach dem Museum statten wir noch der kleinen Altstadt einen Besuch ab.
Sehr klein, sehr fein, viele Blumen und enge Gassen. Raus aus der Tiefgarage und ab Richtung Gourdon, einem kleinen Bergdorf. Es liegt in 758 Metern Höhe, umsäumt von unzähligen Oleanderbäumen, die in den verschiedensten Farben leuchten und einfach faszinierend sind.
Der Besuch des Örtchens lohnt sich allein schon wegen der grandiosen Aussicht. Von hier aus sieht man einen Großteil der Route, die man bis dahin zurückgelegt hat. Dann beginnt unser erstes Problem, oder besser gesagt wir haben unsere erste Herausforderung.
Die nächsten zwei Orte werden von unserem Navi nicht geführt. Aber der Trend geht ja immer mehr zum Zweitnavi, und nach einer kleinen Problemphase, haben wir auch diese Orte auf dem iPhone geortet.
Das waren noch Zeiten, als man mit einer Karte aus Papier gefahren ist. Über Gorges de Loup geht es nach Tourrettes-sur-Loup. Wieder alles Serpentinen, nur jetzt geht es abwärts.
Es erwartet uns das schönste Städtchen dieser Tour. Gebaut in einen Felsen, sieht man es schon von Weitem prunkvoll auf das Tal schauen. Auf dem Weg zum Parkplatz fahre ich durch eine kleine Straße, um plötzlich zu sehen, dass für alle abzweigenden Wege inklusive dem, auf dem wir gerade gekommen sind, Durchfahrt verboten ist. Das war so klar. So etwas haben wir noch nie gesehen.
Also erst mal weiter fahren. Da stehen ja auch Autos und die müssen ja auch irgendwie hierhergekommen sein. Die Gassen sind so eng, dass man gerade mit dem Auto durchkommt. Und plötzlich - wie kann es anders sein, ist die Straße zu Ende. Ohne Vorwarnung. Man steht vor einer großen Mauer. Zum Glück kann man noch wenden.
Jetzt fahren wir wieder in die erlaubte Richtung. Dann wieder entgegengesetzt, und endlich sind wir wieder auf einer richtigen Straße. Den Abzweig zum Parkplatz genommen und den vorletzten Platz erhascht.
Der Weg durch die kühle, enge Altstadt entschädigt für alles. Überall Blumen, Kakteen und Palmen. Schweren Herzens ziehen wir weiter. Den Rest des Weges passiert nichts Weltbewegendes mehr.
Nach ca. sechs Stunden sind wir wieder im Hotel. Jetzt ein kaltes Stella Artois und für Heidi ein Kriek. Abends essen wir Hühnchen von gestern und trinken - wie kann es anders sein, einen kleinen Pastis.
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