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Jame Mosque - Pol-e Chādschu - Abassi Mosque - Emam Square - Si-o-se-pol

Aktualisiert: 11. Juli 2023


 

31. März Das Frühstück im Ghasr Monshi Hotel ist das Beste in unserem bisherigen Urlaub. Das gehoben Ambiente des Frühstücksraums versprüht persischen Charme, die Architektur und die Inneneinrichtung, ist mit dem eines sogenannten "Historischen Hauses" ebenbürtig. Es wird so wohl persisches als auch europäisches Frühstück angeboten, beim Anblick der Speisen kann die Wahl nur auf die lokalen Speisen fallen.


Heute soll es ab 13:00 Uhr regnen, des besuchen wir zuerst die Jame Moschee im nördlichen Teil Isfahans. Mit dem Taxi benötigen wir 10 Minuten, dann noch ein paar Treppen steigen und wir befinden uns am Eingang. Der Eintritt kostet zusammen ungefähr 3 Euro. Vor der Moschee befindet sich ein großer Basar, den heben wir uns für danach auf.


Die Jame Mosque ist die Freitagsmoschee von Isfahan, sie ist mit einer Größe von 2 Hektar, die größte Moschee im Iran. Im Moment ist sie noch schön leer, im Vorraum treffen wir einen Mann - oder besser er uns, der uns die Geschichte dieses Raumes erläutert. Er weiß unheimlich viel und es ist sehr informativ, seinen Ausführungen zu folgen.

Er meint, das jeder westliche Besucher bei dieser großen Moschee einen Guide benötige. Normalerweise benötigt er 5 Stunden für die gesamte Führung. Da er bei diesem kleinen Vorraum mit so viel Detailwissen glänzt, ahne ich was uns in der gesamten Anlage droht.


Trotz seines Hinweises, dass alles kostenlos ist, lehnen wir dankend ab. Sichtlich enttäuscht zieht er von dannen auf der Suche nach neuen Opfern. Auch ohne sein Zutun, verweilen wir noch über eine Stunde an diesem wunderschönen Ort.


Die Moschee hat einen großen Innenhof, der von vier Iwans (Torbögen) umgeben ist. Jeder Iwan hat eine andere Bauweise, von Weitem sehen aber alle gleich aus.

Der Basar vor den Toren der Moschee ist überhaupt nicht touristisch, man sieht auch keine Touristen außer uns.


Wir können in aller Ruhe entlang schlendern und das Leben der normalen Bevölkerung beobachten. Auf Fragen bekommen wir immer eine freundliche Antwort. Kommen wir Sprach- und Gebärdentechnisch nicht zusammen, gibt es immer jemanden der hilft.


Schweren Herzen setzen wir uns wieder in ein Taxi und fahren zum Pol-e Chādschu, der Khaju Brücke. Sie ist eine der Wahrzeichen von Esfahan. Sie überspannt den Zayandeh, einen Fluß der die letzten Jahre an dieser Stelle ausgetrocknet war.


Auf Grund der starken Regenfälle führt er wieder Wasser und die Brücke ist somit Anlaufpunkt für viele Einheimische. Es sind wieder unzählige Familien unterwegs, die hier picknicken und Spaß haben. Und die sich unentwegt fotografieren.

Kaum ein freier Platz ist an und in den Bögen mit dem Blick aufs Wasser zu ergattern. Überall sitzen und stehen Menschen um zu essen, trinken oder zu reden. Was allerdings eine Etage tiefer abgeht, ist mit Worten wieder gar nicht zu beschreiben.


Überall haben die Iraner ihre Teppiche ausgebreitet und sitzen in Großfamilien zusammen um zu grillen, zu essen und Tee zu trinken. Zwischendurch erscheinen immer mal wieder Musiker, die Lieder anstimmen. Sofort bildet sich um sie eine große Traube und alle Menschen singen oder klatschen mit. Oder filmen. Oft alles zusammen.


Die Musik ist so schön und melodisch, man kann hier die pure Lebensfreude spüren. Oft haben die Musiker keine Chance aufzuhören, sie werden einfach nicht weggelassen. Gelingt es ihnen doch, findet sich sofort jemand aus dem Publikum und singt das Lied weiter.


Natürlich stimmen allen anderen mit ein, so dass nach einer Weile aus allen Winkeln Lieder erschallen. Es ist einfach einmalig. Während ich filme wird Heidi von einer Familie angesprochen, als ich unterstützend übersetzen will, stellt sich heraus, dass sie kein Englisch und wir kein Farsi beherrschen.

Eins geben sie uns aber zu verstehen: Wir sollen uns zu ihnen setzen und Tee trinken. Obendrein müssen wir Chips, Obst und andere Köstlichkeiten testen. Ich hole meine Persisch-Deutsch App hervor und ab diesem Augenblick können wir kommunizieren.


Zum Glück habe ich vor dem Urlaub die persische Tastatur herunter geladen. Wir lachen viel und als wir uns verabschieden, gibt Hamid Heidi die Hand. Eine Sekunde später merkt er, was er angerichtet hat. Lachend entschuldigt er sich, aber es ist ihm sichtlich unangenehm.


Uns ist es sowieso egal und somit ist alles gut für ihn. Männer dürfen Frauen nur die Hand geben, wenn die Frau den ersten Schritt macht. Normalerweise wird die rechte Hand aufs Herz gelegt - das Zeichen der Begrüßung oder Verabschiedung.


Zwischendurch regnet es ein bisschen, aber als wir gehen ist alles wieder trocken. Mit dem Taxi fahren wir zum Hotel, legen einige Sachen ab und gehen noch einmal zum Emam Square. Nachdem wir gestern schon die einzelnen Geschäfte und deren Angebote und Preise überprüft haben, wollen wir eventuell eine von mir gewünschte Miniaturmalerei erstehen.


Vorher aber besuchen wir die Abassi (Emam) Moschee am südlichen Ende des Platzes. Heute höre in vielen Gesprächen die Frage, ob ich Iraner sei oder Farsi spreche. Zusätzlich wundert sich jemand, genau wie Hossein vor ein paar Tagen, dass ich schwarze Sachen trage. Da scheint also im Iran nicht an der Tagesordnung zu sein, sondern nur an Beerdigungen oder in der Trauerphase.


Ich habe übrigens mehrere schwarze Hemden im Koffer, es ist kein Einzelstück, das ich Urlaub durch die Gegend trage. Für die Emam Moschee leihen wir uns einen deutschen Audioguide aus und erfahren so, viel über die Geschichte und Funktion dieses Bauwerks.

Wir überqueren später bei Sonnenschein den Imamplatz Richtung Süden. Um den Platz fahren Pferdekutschen. Die jagen, ähnlich wie die Autos, unbarmherzig durch die Menschenmasse und geben Hupgeräusche von sich, wenn nicht rechtzeitig Platz gemacht wird.


Gestern sehen wir schon ein kleines Geschäft mit Miniaturmalerei, da wollen wir nun ein Bild kaufen. Zuvor kommen wir zu einer kleinen Werkstatt, in der ebenfalls Miniaturmalerei zusehen ist. Hier allerdings auf getrockneten Blättern. Beide Bilder, die auf den Kamelknochen und auf dem Blatt sind wunderschön. Getreu nach dem Motto einer alten Frau in einem schottischen Supermarkt, die, als sie merkt dass wir uns nicht zwischen zwei Bonbontüten entscheiden können, zu uns sagt: "Nehmt doch einfach beide!", befolgen wir diesen Rat und kehren mit unseren neuen Errungenschaften ins Hotel.

Als die Dunkelheit einsetzt, fahren wir mit dem Taxi zur Si-o-sel-Pol Brücke. Sie ist für den Autoverkehr gesperrt und neben der Pol-e Chādschu die bekannteste in Esfahan.


Abends ist sie angestrahlt und ähnlich wie heute morgen, ist auch die Si-o-sel-pol hoffnungslos mit Menschen überfüllt. Es ist kaum möglich einen freien Ausguck auf den Fluss zu erhaschen, alle Nischen sind entweder mit Familen-BBQ oder angehenden Fotomodellen besetzt.

Der Autoverkehr kommt rund um die Brücke zum Erliegen, aber das stört keinen hier. Weder Polizei, oder Fußgänger, am aller wenigsten die Autofahrer. Mit stoischer Gelassenheit drücken sie alle 10 Sekunden auf die Hupe, aber keiner brüllt oder randaliert.


Wir haben langsam den Trick heraus bekommen, wie man unfallfrei die Straße überquert. Einfach laufen und nach dem Auto, dass nicht gebremst hat weiterlaufen.


So machen es alle Iraner und bei uns funktioniert es auch - Stand heute, 23:00 Uhr. Die Bäume auf der Straße sind von unten blau angeleuchtet, dadurch sieht es aus, als ob noch Tag wäre - eine wunderschöne Täuschung der Sinne.


Wir essen ein Eis und sehen dem bunten Treiben vor uns zu. Es sieht so aus, als ob die Hälfte der Isfahaner Bevölkerung unterwegs ist. Alles ist friedlich, weit und breit keine Polizei zu sehen - nur das Drängeln, das muss in den persischen Genen liegen.


Gegen 22:30 Uhr sind wir wieder im Hotel, ich trinke noch ein Heyda Malt Beer und hänge alle Geräte an die Ladestation.

 

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