07. Oktober 2020 - Lolland und Dodekalitten
- Holger Schweitzberger
- 26. Okt. 2020
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 12. Juli 2023
Was für Akteure der Tour de France gilt, hat selbstverständlich auch für uns seine Richtigkeit. Und damit meine ich nicht die anabolen Steroride - haben wir gar nicht nötig - sondern den Ruhetag.
Also weichen wir auf ein mehrspuriges, von einem Motor angetriebenes Straßenfahrzeug, das zur Beförderung von Personen oder Frachtgütern dient, aus.
Start und Ziel: 4872 Idestrup
Skovduevejen 29
Länge: 150 km
Höchsttemperatur: 15°C
Am 71. Jahrestag der vor 30 Jahren untergegangenen Deutschen Demokratischen Republik, ist meine erste Amtshandlung den für heute angekündigten Wetterbericht zu inspizieren. Er hat sich im Vergleich zur gestrigen Abendvariante nicht verändert. Durchwachsenes Wetter mit stündlichen, kleinen Schauern.
Bis jetzt treffen seine Voraussagen meist ein, auch wenn sich seine Regenankündigungen oft als Fake News heraus stellen. Aber ich will nicht meckern - bisher wurden wir wettertechnisch wirklich verwöhnt. Um es vorweg zu nehmen - daran ändert sich bis heute Abend auch nichts.
Gegen 9:30 Uhr fahren wir bei bewölktem Himmel los. Es geht nach Lolland, hier stehen drei Städte und Dodikalitten auf dem Programm: Sakskøbing - Maribo - Dodekalitten - Nakskov und wieder zurück. Google Maps spricht von 150 Kilometern.
Kurz vor zehn kommen wir in Sakskøbing an, eine kleine Kleinstadt östlich von Marielyst. Knapp 4.600 Einwohner residieren in diesem Kleinod, dessen Wahrzeichen ein lustig angemalter Wasserturm - der sich direkt vor der Fußgängerzone befindet - ist.



Wir stellen uns auf den Parkplatz von Super Brugsen und machen uns auf den Weg zum zentralen Platz. Es sind kaum Menschen unterwegs, nur ein paar Bauarbeiter bessern den Weg aus. Das kennen wir ja auch aus Berlin zur Genüge. Ach ja, vorher machen wir noch ein paar Fotos vom Wasserturm und da der sich direkt am Bahnhof befindet, müssen wir ein gefühlte Ewigkeit an der herunter gelassenen Schranke warten. Das nur am Rande.
Wir entdecken unheimlich viele Second-Hand-Läden, ansonsten ist jedes dritte Geschäft geschlossen oder wird renoviert. In einem der noch offenen Verkaufsstätten erstehen wir unser alljährliches Souvenir. Ich sag aber nicht was es ist.
Wir schlendern noch etwas durch die Einkaufszone und entdecken eine schöne Lampe fürs Wohnzimmer. Die ist sogar im Angebot und bei Amazon noch einmal 20% preiswerter. Kaufen wollen wir sie trotzdem, aber Heidi gefällt der Schirm nicht und so verwerfen wir die Transaktion.
Eine Neuheit gibt es noch zu bewundern: das Sirius Kalenderlyset - eine digitale Adventskerze, an der man mit einer Fernbedienung die Leuchtkraft immer einen Tag tiefer stellen kann. Bis zum 24.12. :-) https://www.cairo.de/sirius-sara-advent-calendar-led-kerzen.html
Am Marktplatz verkaufen einige Händler Produkte aus der Region - Bier, Honig, Äpfel und Birnen oder handgestricktes. Am Pølserwagen sitzen einige weibliche Rentner, trinken Kaffee und erzählen sich die Neuigkeiten der letzten Tage.
Maribo, unser nächster Halt, ist eine etwas größere Stadt und befindet sich zehn Kilometer entfernt. Auf dem Weg dahin passieren wir Jysk - das Pendant zum Dänischen Bettenlager, eigentlich der Mutterkonzern. Ein kurzer Besuch zeigt, dass diese Filiale größer als in Deutschland ist und auch bedeutend mehr Artikel im Angebot aufweist.


Nach einem kurzen Rundgang geht es aber nun doch nach Maribo. Dazu gibt es aber nichts zu schreiben. Es ist den Besuch nicht wert, die Innenstadt ist wie ausgestorben und wie in Sakskøbing sind viele Geschäfte geschlossen. Lange verweilen wir nicht an diesem tristen Ort, wenigstens scheint die Sonne.
Dodekalit ist aus dem griechischen abgeleitet und bedeutet 12 Steine. Das Kunstwerk in der Nähe vom Fährhafen Kragenaes, besteht aus 12 Steinfiguren die aus Granit gemeißelt sind. Jede Figur ist zwischen 7 - 9m hoch und wiegt 25 - 45 Tonnen. Die Dodekalitten sind hoch oben in den Lolländer Alpen platziert und haben einen schönen Blick auf die Lindholm Dyb. Zwischen den Figuren, aus Sitzsteinen heraus, erklingt das ganze Jahr von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang mystische Musik, die extra für diesen Ort komponiert wurde.
Die Steinfiguren porträtieren Wanderer, die auf Grund der Sintflut vor 7.500 Jahren vom Mittelmeer bis nach Lolland zogen.





Ein schöner Ort zum Entspannen, Nachdenken und Genießen. Zu dem haben wir hier oben blauen Himmel und vollen Sonnenschein. Perfekt. Die Strecke vom Parkplatz zu diesem Monument und zurück beträgt knapp 2,5 Kilometer.
Schweren Herzens ziehen wir weiter zum letzten Punkt des Ausflugs: Nakskov. Hier war ich schon einmal, ich weiß nur nicht mehr wann. Der Grund warum ich diesen Ort aus meinem Gedächtnis gestrichen habe, wird mir urplötzlich klar, als wir durch sie Stadt bummeln.
Nicht nur, dass es durch die innerstädtische Zuckerfabrik erbärmlich stinkt, auch die Innenstadt zeigt ein trauriges Bild. Wie in den zuvor besuchten Städten herrscht auch hier Tristesse. Viele geschlossene Geschäfte, kaum Menschen - auch hier können wir keine Pølserwagen entdecken.
Hängt das evtl. mit Corona zusammen? Das wäre fatal, galten doch dänische Kleinstädte immer zu meinen Favoriten in Punkto Gemütlichkeit und Wärme.
Beim Super Brugsen versorgen wir uns fürs Abendessen. Wir kaufen alle Zutaten für ein zünftiges Hot Dog Gericht. Wir entscheiden uns für die Wiener Pølser von Gøl, im Nachhinein eine gute Entscheidung.
Kurz nach 15:00 Uhr sind wir wieder zurück. Die Terrasse lädt uns noch ein, auf ihrer sonnigen Seite etwas zu entspannen und dazu ein kaltes Weihnachtsbier zu trinken.
Die Hot Dogs schmecken super, wir schaffen alle sechs Stück und können uns dann nicht mehr rühren.
Bei einem Gin mit Tonic lassen wir am Kamin den Abend mit unseren Kindle Krimis ausklingen.
God dag, god dag!
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