Mount Robson Park – Kinney Lake
- Holger Schweitzberger
- 22. März 2019
- 4 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 8. Juli 2023
12. Mai Heute wird die Uhr abgestellt! 3°C in der Nacht bedeuten heute früh 13°C im Innenraum. Also schnell die Heizung angeworfen und auf 21°C geheizt. Jetzt ist es schön warm und wir müssen nicht frieren.
Ein Gang nach draußen bringt Klarheit - heute wird wieder ein wettertechnisch guter Tag. Geplant ist eine 10 km Wanderung zum Kinney Lake, mit heute hoffentlich freien Blick zum Mount Robson.
Übrigens werden wir seit Beginn der Reise von bösen Menschen verfolgt. Sie sind allerdings so unvorsichtig und zeigen sich auf jedem Campground, den auch wir ansteuern. Mal sehen ob einer davon zur gleichen Zeit wie wir den Camper bei Fraserway abgibt.
Seit 6:30 Uhr läuft der letzte Spieltag der Bundesliga. Ich verfolge alles im Live Ticker, leider führt im Moment der HSV und Wolfsburg hat seinen Vorsprung aus der Hand gegeben - 1:1. Das würde ja noch reichen, ich bin aber skeptisch. Aber noch sind ja noch über 45 min zu spielen. Korrektur: HSV 1:1 - wunderbaaaar! Und jetzt ist Halbzeit.
Heidi und ich duschen derweil und bereiten das Frühstück vor. Dann ist es amtlich, Wolfsburg gewinnt 4:1, der HSV zwar auch - 2:1 - ist aber trotzdem abgestiegen. In Kanada heulen alle Sirenen für 10 Sekunden vor Freude über dieses historische Ereignis.
Auch der Wettergott zeigt sich von seiner besten Seite, er verdrängt alle Wolken und lässt azurblauen Himmel zur Feier des Tages erstrahlen. Es sind nun schon fast 16°C als wir gegen 9:00 Uhr Richtung Mount Robson aufbrechen. Der Parkplatz beim Trail Head zum Kinney Lake ist um diese Zeit noch schön leer, so dass wir uns den besten Stellplatz aussuchen können.
Bewaffnet mit Wasser, Lunchpaket und Fotoausrüstung machen wir uns auf den zehn Kilometer langen Weg zum See und zurück. Die Strecke führt uns durch große Zedernwälder, begleitet vom Robson River auf der rechten Seite. Zu mindestens auf der Hintour, zurück ist er links.


Einige Passagen sind noch vereist, so dass man schon vorsichtig agieren muss um nicht mit einem Achillessehnenriss zum hilflosen Opfer für Bären zu werden. Die sollen sich hier vermehrt tummeln, deshalb, so empfahl es uns gestern die nette Rangerin, soll man immer in die Hände klatschen und laute Lieder singen. Hauptsache das wissen auch die Bären, obwohl - bei meinem Gesang würde ich auch Reißaus nehmen.
Es ist eine wunderschöne Strecke, immer wieder sind die schneebedeckten Berge durch die dichten Nadeln der Bäume zu sehen. Der Robson River hat eine helle, türkise Farbe und ist teilweise sehr wild. Sein Wasser ist eiskalt und schmeckt sensationell.
Je näher wir dem Kinney Lake kommen, desto ruhiger wird der Fluss, bis er schließlich gar nicht mehr fließt und in den Kinney Lake übergeht. Um zum See zu gelangen müssen wir ein letztes Mal eine Brücke überqueren, doch schon vor der Brücke ist der atemberaubende Anblick der Berge mit ihrem grünlich-blauen See zu sehen. Auf der anderen Seite, nun direkt am See gibt es einige Tische, die zum Picknick einladen. Wir lassen uns an einem nieder und genießen diesen einmaligen Blick.









Es sieht nicht wie von dieser Welt aus, sondern eher wie eine Hochglanzfotografie, die danach noch exzessiv mit Photoshop bearbeitet wurde. Es befindet sich nicht das kleinste Wölkchen am Himmel und ich könnte wahrscheinlich 1000 Fotos schießen und immer noch eine neue Stelle finden, die ich noch nicht digitalisiert habe.
Heidi grast die Berge - rechts Mount Robson und links Cinnamon Mountain - mit ihrem Fernglas ab. Auch sie findet immer wieder neue Details, die sie mitteilen muss. Nach ca. 40 Minuten haben wir genug von all dem Elend und treten den Rückweg an. Heidi hat mich natürlich nicht erinnert, dass ich auf meiner App den Weiter geht’s - Button drücken muss und so gehen mir sicher mindestens 200 ml Bier flöten, die ich durch den Kalorienzähler gut gemacht hätte.
Waren wir auf dem Hinweg allein, erhöht sich jetzt der Andrang derer, die auch diese Naturschönheit zu Gesicht bekommen wollen. Es wird immer wärmer und wir freuen uns, dass wir erstens schon auf der Rücktour sind und zweitens, dass der Rückweg meist bergab geht.
Nach knapp drei Stunden, zuzüglich der Pausen und Fotostopps, sind wir wieder am Ausgangspunkt. Ich habe für drei Liter Bier einen Freifahrtschein beim Kalorienzähler gelöst - der Abend ist gerettet.
Am Visitor Center setzen wir uns an einen der großen Tische mit direktem Blick auf den Mount Robson. Wir verzehren unsere Bagels, die wir als Lunchpaket mitschleppten, aber in Ermangelung an Hunger nicht aßen und trinken Wasser vom Robson River. Der wird übrigens später zum Fraser River und fließt auch an unserem Campground vorbei.




14:45 Uhr fahren wir wieder den Trans-Canada-Highway zurück zu unserem Stellplatz. Und nach dem Wettergott, hat heute auch der Tierbeobachtungsgott seinen spendablen Tag und serviert uns auf der rechten Seite der Straße einen Schwarzbären, der fressend uns entgegen kommt.
Der Highway ist leer, so kann ich halten, dumm nur, dass ich noch das Weitwinkelobjektiv in der Kamera habe, so werden die Bilder nicht optimal. Aber egal - wir haben ihn ja gesehen. Zufrieden ob der heutigen Erlebnisse parken wir unseren RV wieder ein und trinken in der Sonne Kaffee und begutachten die heute aufgenommenen Bilder.
Den Kinney Lake würde ich - sicher begünstigt durch das unbeschreibliche Wetter, von dem die Rangerin heute behauptete, dass es hier nur an 15 Tagen im Jahr so ist - mit in die Top 10 der von mir je gesehenen Naturschauplätze aufnehmen.
Ich hole noch eine Fuhre Holz und plötzlich ist es schon 18:00 Uhr Essenszeit. Heidi macht Salat und ich grille zwei fantastische Ribeye auf meinem neuen Urlaubsfreund.

Nach dem Essen sitzen wir noch bis 21:45 Uhr am Feuer, Heidi verschlingt Marshmallows und kippt mit Absicht Wein auf meine Hose. Natürlich schiebt sie die Schuld auf mich und meint, mir sei das Glas aus der Hand entglitten.
Ein super Tag geht nun zu Ende, morgen fahren wir nach Jasper in den gleichnamigen Nationalpark. Da freuen wir uns schon sehr darauf, denn dort beginnt eine der schönsten Straßen der Welt - der Icefield Parkway.
War sonst heute noch etwas Wichtiges? Ach ja:
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