Mount Rushmore – Crazy Horse Memorial
- Holger Schweitzberger
- 15. März 2019
- 5 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 5. Juli 2023
20. Juni Frühstück gibt es heute erst 8:30 Uhr, also können wir beim Duschen und dergleichen trödeln. Wir sitzen zusammen mit einer älteren Dame deren Wohnsitz ich schon wieder vergessen habe am Tisch und erleben das beste Frühstück der bisherigen Reise. Kein Wunder, denn die Eigentümer des Blue Coyote Villages sind gebürtige Schweizer.
Sie leben hier seit vielen Jahren in den Weiten von South Dakota. Wir essen selbst gebackenes Schwarzbrot mit Käse oder Wurst, frischem Obst mit Joghurt und kleinen Crêpes. An allen anderen Tischen wird sich ebenfalls rege unterhalten. Dass die Amis nicht mal eine Minute still sein können.
Der Ehemann unserer Tischnachbarin ist im Moment krank, deshalb, so entschuldigt sie sich, nimmt sie etwas mehr Käse auf den Teller. Wir unterhalten uns über die Gegend und die einzelnen Sehenswürdigkeiten im weiteren Umkreis.
Dann muss sie aber los, ihren Gatten verpflegen. In der Anlage befindet sich ein weiteres deutsches Pärchen, die müssen an ihrem Tisch die interessierten Amis erst einmal über die Fußball WM und den Fußball allgemein aufklären. Der Mann heißt übrigens auch Holger. Welch ein Zufall.
Den ersten Punkt, den wir heute ansteuern ist Mount Rushmore. Dort wurden bis 1941 vier Präsidentenköpfe der USA in Stein gemeißelt. Washington, Jefferson, Roosevelt und Lincoln (v.l.n.r.). Die bedeutendsten Präsidenten der ersten 150 Jahre.
Bis zum Eingang sind es ungefähr 19 Meilen, der Eintritt ist frei, nur für den Parkplatz muss man zahlen. Für 11 Dollar kann man ein Jahr lang das Memorial besuchen. Ist übrigens eine Art Nationalheiligtum. Das sollten wir später noch tiefgründiger erfahren.
Jeder Ami sollte einmal im Leben hier gewesen sein. Dementsprechend voll ist es auch. Gut, es ist Freitag, aber ich denke auch an anderen Wochentagen sieht es ähnlich aus. Aber, wir sind ja im Land der unbegrenzten Möglichkeiten, es ist genug Platz für alle da. Sei es für die Autos oder die Menschen. Es ist alles riesengroß, dementsprechend kann sich alles gut verlaufen.
Die Köpfe sind schon von der Straße aus sehen, man kann sich also auch den Eintritt sparen, aber da bekommt man nur die Hälfte mit. Auf dem Weg zur Hauptattraktion, durchquert man die Avenue der Flagge. Alle Fahnen der einzelnen Bundesstaaten sind alphabetisch aufgereiht und es wird beschrieben, wann der entsprechende Staat den USA beigetreten ist. Alles sehr patriotisch.
Vor dem Grand View befindet sich das Amphitheater, von dem man am Abend die Beleuchtungszeremonie anschauen kann. Doch dazu später. Wir spazieren den Präsidenten Trail entlang. Von dort kann man durch die verschiedensten Blickwinkel die Statuen bewundern.
Wir haben uns einen deutschen Audioguide ausgeliehen und Heidi erläutert mir ihr gerade Gehörtes und tut so als ob sie das alles weiß. Sehr interessant ist auch die Technik, mit der damals das Bauwerk erstellt wurde. Jeder der Köpfe ist 60 Fuß hoch, also ungefähr 20 Meter.
Wir schlendern noch etwas herum, besuchen das Visitor Center und kaufen für mich noch ein T-Shirt. Am Abend wollen wir wiederkommen und uns die Illumination anschauen. Wir verbringen hier zwei sorglose Stunden und sind der Meinung das man sich das alles einmal anschauen kann. Dann reicht es aber auch.
Ganz in der Nähe von Mt. Rushmore befindet sich das Pendant der Indianer. Das Crazy Horse Memorial. Noch nicht ganz fertig, dafür soll es gigantischer werden.
Crazy Horse war ein Indianerhäuptling der Lakota Indianer und ihr wichtigster Krieger. Er ließ sich übrigens nie fotografieren oder zeichnen. Eigentlich existiert gar kein Bild von ihm. Trotzdem beauftragten die Indianer Mitte des 20. Jahrhundert den Bildhauer Korszak Ziolkowski mit dem Erstellen eines Denkmals in den Bergen.
Natürlich musste es viel grösser sein, als alles vorher Dagewesene. Wenn die Skulptur in 100 Jahren fertig ist, ist dort Crazy Horse auf einem Pferd reitend zu sehen. Im Moment sieht man nur den halben Kopf. Von Crazy Horse. Der ist so groß, dass alle vier Präsidentenköpfe dort Platz hätten.
Auch hier kann man das Bauwerk von der Straße sehen und sich den Eintritt sparen. Wir wollen aber hinein, auch wenn wir vorher wissen, dass der Eintrittspreis unverhältnismäßig ist.
$22 für ein Auto oder $13 pro Person. Dafür hat man Zutritt zum Visitor Center und dem Museum. Wir schauen uns den Film an, der erklärt wie alles zu Stande kam und welche Hindernisse überwunden werden mussten, um den Bau zu beginnen bzw. voran zu treiben.
Um an das Bauwerk näher heran zu kommen, muss man einen Bus benutzen. Für $4 pro Person. Wir machen das und werden von einem lustigen Busfahrer 25 Minuten an und um das Objekt gefahren. Bei einem kleinen Zwischenstopp steigen wir aus und können Crazy Horse auch von vorn und nicht nur vom Profil bewundern.
Alles in allem eine professionell aufgezogene Show, da das Projekt nur privat finanziert wird, kann man den hohen Eintrittspreis verstehen. Auch hier meinen wir, einmal gesehen reicht.
Wir fahren weiter nach Custer, um noch Wein zu kaufen und eine Kleinigkeit zu essen. Dabei landen wir in einem kleinen Saloon. Dort hat jeder Tisch, der an der Wand steht, einen eigenen Fernseher. Das ist ja mal cool. Gerade jetzt wo Schweiz gegen Frankreich läuft.

Wir setzen uns und bestellen einen kleinen Appetizer. Nachos mit Käse. Diese Portion hätte wohl für vier Personen gereicht. Satt und zufrieden machen wir uns auf den Weg zurück.
Es ist 16:00 Uhr und auf der Terrasse entspannen wir im Whirlpool. Kurz nach sieben machen wir uns noch einmal auf den Weg zum Mt. Rushmore, die Köpfe bei Nacht bewundern. Vorher statten wir Hill City, ein Städtchen mit knapp 900 Einwohnern einen Besuch ab. Es wimmelt, wie überall in dieser Gegend, von Harley-Davidson Fahrern.
Wir essen ein Eis und sind die Main Street in 10 Minuten abgelaufen. Auf dem Parkplatz beim Mt. Rushmore ist noch viel Platz, dafür scheint auf dem Gelände alles aus den Nähten zu platzen. Wir ergattern einen Platz in den mittleren Reihen des Amphitheaters und warten auf die Dinge, die da kommen.
21:00 Uhr geht es mit der Ceremony los, 21:30 Uhr die eigentliche Illumination. Kurz vor neun erscheint ein Ranger auf der Bühne und bittet alle Anwesenden nach Beendigung der Veranstaltung langsam nach Hause zu fahren. Als ob sie das nicht auch sonst täten, im Land er schnarchnasigsten Autofahrer.


Alle müssen einen Eid nachsprechen, in dem sie sich verpflichten, das auch zu tun. Und tatsächlich, alle sprechen laut nach. Wie bei den Jungpionieren. Dann müssen sich alle ihren Nachbarn vorstellen und mal kurz »Hello« sagen. Vielleicht findet man ja Freunde fürs Leben. Auch das machen alle und es beginnt ein ziemliches Gebrummel auf den Rängen, wenn 2000 Leute sich gegenseitig vorstellen.
Wir sitzen zum Glück am Rand. Was dann folgt, ist eine überschwängliche Beweihräucherung der amerikanischen Nation. Es trieft nur so von Patriotismus und Lobhudelei auf die eigene Demokratie. Das geht so 15 Minuten, danach folgt ein Film.
Wieder wird das Land glorifiziert. Wenn die wüssten wie andere darüber denken. Als abschließender Abschluss erfolgt die Nationalhymne, die alle mitsingen. Mit vorgegebenen Text an der Leinwand.
Ach ja, nebenbei werden vier Strahler auf die Präsidenten gerichtet. Sie erscheinen in einem leichten weiß. Aber das geht hier im nationalen Freudentaumel unter, der darin gipfelt, das alle auf die Bühne dürfen. Und das auch machen. Für uns die Gelegenheit schnell zum Parkplatz zu gelangen und abzudüsen.
Fazit: Diese Veranstaltung muss man sich nicht antun. Auf dem Rückweg habe ich immer die warnenden Worte des Rangers im Ohr: »..., und auf das freilaufende Wild aufpassen.« Ich fahre sehr vorsichtig, zum Glück, plötzlich steht irgendwo ein Reh auf der Straße und guckt uns verwundert an.
Das ging nochmal gut. Die letzten Tage sahen wir mehrere Rehe oder Schafe tot am Straßenrand. Glücklich angekommen machen wir noch einen kurzen Plausch mit Christine, der Besitzerin.
Wir erzählen von der abendlichen Veranstaltung. Wie bemerkte sie dann treffend: »Ja, ja man fühlt sich dort sehr europäisch.« Dem ist nichts hinzuzusetzen.
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