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Nationalgarten - Nationalmuseeum - Grand Bazar - Azadi Tower

Aktualisiert: 10. Juli 2023


 

24. März Der erste Gang nach der Morgentoilette führt mich in den Internetraum des Hotels. Ich möchte, solange ich mich noch daran erinnern kann, meinen gestrigen Bericht beenden. Allerdings bin ich ohne VPN fast handlungsunfähig. Dann sende ich mir eben eine Mail, in der alles Wichtige steht.


Das Frühstück ist reichlich, iranisches Brot, Käse Gurken, Tomaten und verschiedene Eiervariationen werden angeboten. Dazu Saft, Wasser und Tee - perfekt. Zu viel wollen wir auch nicht essen, im Bazar soll es ja überall Kostproben geben.


Übrigens habe ich gelesen das die Iranis Bazar nicht mit zwei "a" schreiben. Falls sich jemand wundert, warum ich die Schreibweise wechsele.


Bevor wir jedoch in See stechen, wird unser Safe noch geöffnet und ich bekomme noch einmal erklärt, wie alles funktioniert. Etwas anders als auf der Bedienungsanleitung, aber jetzt kann ich den Safe auch wieder öffnen.


Was ist mir gestern noch Markantes aufgefallen? Die jungen Leute nehmen sich Stück für Stück mehr Freiheiten, so kam es vor, dass wir Frauen an bestimmten Orten ohne Kopftuch gesehen haben. Pärchen liefen Hand in Hand und einige küssten sich sogar öffentlich. Polizei haben wir kaum, Sittenpolizei überhaupt nicht wahr genommen.


Die Teheranis verfallen auch nicht in Panik wenn jemand "Allahu Akbar" schreit, im Gegenteil, sie wirken noch entspannter als zuvor.


Die meiste Zeit wird während einer Reise mit der U-Bahn nicht für die Fahrt verbraucht, der größte Teil wird zur Überwindung der schier unendlich langen und dazu vielen Rolltreppen benötigt, die wahrscheinlich gefühlte Kilometer unter die Erde führen.


Heute wollen wir den Golestan Palast besuchen und uns ein bisschen durch die Stadt treiben lassen. Mit der U-Bahn fahren wir bis zum Emam Khomeini Platz, von dort ist es ein Katzensprung. In der Nähe des Golestan Palastes befindet sich auch der Grand Bazar.


Freundliche Menschen weisen uns sofort den Weg, sie haben das gleiche Ziel. Nur ist es nicht, wie sich gleich herausstellen soll, der Palast sondern der Nationalgarten. Was soll´s, dann eben so. Wir haben ja Zeit.


Bagh-e-Melli, das Tor zum Nationalgarten empfängt pompös und wunderschön seine Besucher. Der gesamte Garten ist eine Art Palastanlage mit mehren großen Gebäuden und wunderschönen blauen Mosaiken.

Angrenzend daran befindet sich auch das Nationalmuseum, indem sich einige antike Schätze, z.B. aus Persepolis befinden. Ansonsten ist das Museum eher für Liebhaber kleiner, vor Jahrtausenden ausgegrabener Gegenstände. Am Eingang ist eine Art Tresen aufgebaut, auf dem sich Gegenstände für das Neujahrsfest befinden.


Als ich dort auf Heidi warte, kommt gleich eine Museumsangestellte auf mich zu und erklärt mir die einzelnen Teile und deren symbolische Bedeutung. Rosenwasser als Lebenselexier, Goldfische für das Leben im Wasser, Hyazinthen für den schönen Geruch und so weiter und so fort.

Vor dem Museum werden wegen des noch anhaltenden Neujahrsfestes traditionelle Tänze und Musikstücke aufgeführt. Teils in rockiger, iranischer Volksmusik. Selbst die Frauen in ihren schwarzen Tschadoren singen und klatschen lachend mit.


Sowieso darf man nicht denken, dass die Frauen, die sich für den Tschador entschieden haben, dumm oder rückständig sind. Viele können perfekt englisch sprechen, haben ein abgeschlossenes Studium und sind durchaus emanzipiert und selbstbewusst.


Wir ziehen weiter, jetzt aber wirklich zum Golestan Palast. Vorher kommt uns aber noch ein kleiner Markt mit vielen Ständen in die Quere. Besonders angetan hat uns eine Teestube vor der auch schon viele Menschen sitzen. Als wir so gucken kommt gleich eine junge Frau auf uns zu, erklärt alle Teesorten und fordert uns zum Hinsetzen auf.


Wohlgemerkt - sie ist auch ein Gast hier. Dann bestellt sie für uns Feigen-. und Safrantee und freut sich, dass es uns schmeckt. Er ist auch wirklich köstlich.


Wir biegen um die Ecke Richtung Palast und können sie schon sehen - die mehrere hundert Meter lange Schlange am Eingang. Planänderung. Palast morgen, Bazar jetzt. Der befindet sich an der nächsten Ecke. Wir kommen an Gewürzständen vorbei, an denen Kurkuma und andere Gewürze gemahlen werden.


Diesen intensiven Duft werde ich wohl nie vergessen - ich könnte hier stundenlang zusehen. Der Bazar ist von außen nicht unbedingt schön, halt sehr alt und an manchen Teilen ziemlich verrottet.


Ein Teherani scheint uns beobachtet zu haben und erklärt uns, dass alle Stände im Bazar wegen des Neujahrsfestes bis Ende der Woche geschlossen sind. Er kann uns aber - so wir wollen - tolle Teppiche zeigen. Wollen wir nicht und so lässt er uns auch gleich weiter ziehen. Mit dem geschlossenen Bazar hat er leider Recht. Was bleibt uns also nun weiter übrig, als einen frisch gepressten Granatapfelsaft zu trinken. I love it! So ein toller Geschmack und das für 75 Cent.


Das Treiben der Menschen und Händler fasziniert uns immer wieder aufs Neue und als wir eine lange Schlange vor einem Restaurant sehen, beschließen wir - als Ossis haben wir das gelernt - uns auch dazu zu stellen. Acht Minuten später stehen wir an der Kasse, ordern Reis mit Kebap und Lamm.

Danach geht es in die erste Etage an einen Tisch, an dem schon ein Pärchen sitzt. Der Kellner ist nett und fragt ob alles stimmt, was er auf seinem Bestellzettel für uns hat. Ich gucke ihn nur an und lache. Er versteht auch, lacht ebenfalls und bringt unser Essen. Ohne uns aber vorher zu fragen, woher wir kommen und zu erklären, dass er Manchester United Fan ist. Also, so kommen wir nicht ins Geschäft.


Zum Glück können wir bei unseren Nachbarn schon abgucken, wie man den Reis richtig persisch-iranisch isst. Auf dem Reis wird die Orange ausgedrückt, gesalzene Butter, gebacken Tomate, Berberitze, rohe Zwiebel hinzu gegeben und alles vermischt. Es wird mit Gabel und Löffel gegessen, wobei immer ein Teil Reis mit einem Teil Fleisch gegessen wird.


Wir brauchen eigentlich nur Reis, er schmeckt sensationell. Auf dem Rückweg zur U-Bahn schmieden wir Pläne für heute Abend, jetzt zieht es uns aber erst einmal ins Hotel.


In der Bahn dann das Unvorstellbare - ein junger Mann steht für Heidi auf und bietet ihr einen Platz an. Ich tröste sie und erkläre ihr ihr, dass es sicher das Tuch ist, das sie so alt macht.


Gegen 18:00 Uhr machen wir uns auf den Weg zum Azadi Tower, dem Freiheitsdenkmal. Er liegt im Westen der Stadt und wurde noch unter dem Schah errichtet. Mit den Linien 1 und 3 ist man in ungefähr einer halben Stunde am Ziel. Auch diesmal wieder wird Heidi ein Platz angeboten. Von einem ca. 70-jährigen Mann. Er ist sichtlich erfreut, als Heidi ablehnt.

Angekommen am Azadi Platz regnet es in Strippen. Wir sind die einzigen beiden Menschen die mit einem Regenschirm weiter laufen. Vor uns liegt eine sechsspurige Straße die mit laut hupenden Autos verstopft ist.


Zu allem Unglück kommt noch ein Verkehrsunfall hinzu. Das wäre alles nicht so tragisch, aber wir müssen auf die andere Straßenseite. Aber bremsen und dann auch noch für Fußgänger, das kränkt jeden iranischen Autofahrer zu tiefst. Es hilft nur ein Trick: warten bis andere Fußgänger kommen, hoffen das sie den gleichen Weg haben und dann immer nebenher mit laufen.


Aber auf der Seite wo keine Autos kommen. So schaffen wir drei Straßenüberquerungen lebend und bei bester Gesundheit. Es gibt keine Ampeln oder ähnliches, ach ja, die Polizei ist auch da, aber es regnet ja, da steht man lieber geschützt im Warmen und raucht.


Der Azadi Tower ist schön beleuchtet, sein Zugangsweg ist mit einer illuminierten, langgestreckten Pergola versehen unter der sich alle jungen und alten Leute fotografieren. Der Regen wird stärker, der Plan ist eigentlich, zur Tabiat Brücke zu fahren. Das lassen wir aber und ahren die zur Ferdowski Station. Dem Treffpunkt der Schwarzgeldtauscher und außerdem ein sehr zentraler Punkt.


Aber Nachtleben, noch dazu nach Nowruz ist in Teheran Fehlanzeige. Wir kehren schließlich in eine Dönergaststätte ein und genehmigen uns jeder ein Turkis Meat Kebap.


Der beste Döner den ich je gegessen habe. Tolles Brot in dem sich Gewürzgurken, geschmorte Tomaten, Pilze und Zwiebeln mit dem saftigen, aromatischen Fleisch ein Stelldichein geben.


Dazu trinken wir zwei Mojito mit 0% Alkohol. Gesättigt fahren wir wieder heimwärts. Heidi ist die einzige Frau in der Bahn, ansonsten nur Männer. Keiner steht auf!


Es regnet noch immer, als wir 21:30 Uhr im Hotel ankommen. Wir trinken noch eine Cola, essen Pistazien und Chips und hören noch etwas Musik.

 

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