Persische Geschichten aus 1001 Nacht
- Holger Schweitzberger
- 30. Apr. 2019
- 6 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 9. Jan. 2024
"Was, da kann man einfach so hin oder geht das nur in einer Reisegruppe?"
So lautet meine erste Frage, als mir vor vielleicht 20 Jahren ein Freund erzählt, dass sein Vater drei Wochen durch den Iran gereist ist.
"Also wenn das so einfach ist, dorthin zu reisen…", denke ich mir damals, aber es dauert immerhin bis 2019, ehe dieser Plan in die Wirklichkeit umgesetzt werden soll.
Zuerst beginnt natürlich eine umfangreiche Recherche über Sicherheit und Machbarkeit. Ich bin sehr überrascht, dass es fast durchgängig nur positive Kommentare und Berichte im Netz gibt, die sich mit diesem Thema beschäftigten.
Die Vorbereitung der Reise nimmt allerdings etliche Zeit und Mühen in Anspruch, mehr als es sonst der Fall ist.
Das liegt zum einen daran, das der Iran nicht zu den Top Spots der Welt zählt, es also bedeutend weniger Informationen oder Foren im Internet gibt, zum anderen aber auch, dass Persien immer noch durch das US-Embargo von der westlichen Welt quasi abgeschnitten ist. Aber der Reihe nach.
Nach Tagen des wilden Stöberns ergeben sich die ersten Fragen:
Welche Reisezeit sollen wir wählen?
Welche Airline fliegt überhaupt in den Iran?
Wie sind die Kleidervorschriften?
Welches Visa ist das geeignete für uns?
Wie bewegen wir uns fort?
Wo soll es eigentlich hin?
Wie buchen wir Hotels?
Die erste Herausforderung ist die Festlegung der Reisezeit. Es soll nicht zu heiß sein und im Ramadan wollen wir auch nicht das Land besuchen.
Ach ja, Nowruz, das Neujahrsfest gibt es ja auch noch. Zu dieser Zeit dreht sich im Land kein Rad und die Hotels sind auch bedeutend teurer.
Prima, das ergibt ja nicht mehr viel Möglichkeiten, Ramadan ist 2019 vom 6. Mai bis zum 4. Juni, Nowruz am 21. März, die Feierlichkeiten ziehen sich aber noch eine Woche nach hinten.
Aber! - in dieser Zeit soll Teheran relativ ruhig, ja fast ausgestorben sein, da alle Teheranis ihre Verwandten im Land besuchen. Also perfekt um mit der Hauptstadt die Rundreise zu beginnen.
Der Reisezeitraum ist damit festgelegt: Freitag, 22. März bis Samstag, den 13. April. So früh hatten wir glaube ich noch nie unseren Sommerurlaub.
Es gibt tatsächlich nur wenige Fluggesellschaften, die sich auf die Reise in das "Land des Bösen" aufmachen, zusätzlich lese ich, dass sich von den Wenigen auch einige überlegen, gar nicht mehr Teheran anzusteuern.
Am Schluss entscheiden wir uns für Turkish Airlines, der Hin-und Rückflug beinhaltet beide Male einen Zwischenstopp in Istanbul. Auf dem Rückflug sollen wir bereits auf dem neuen Flughafen umsteigen.
Bevor wir aber den Flug buchen, muss Heidi noch zustimmen, ob sie denn drei Wochen in der Öffentlichkeit mit einem Tuch über dem Kopf herumlaufen will. Sie sagt zu und so steht der Reise, zu mindestens theoretisch nichts mehr im Weg.
Als Visa gibt es zwei Varianten: Visa online oder Visa on Arrival - also bei der Ankunft. Da es passieren kann, dass man beim Ankunftsvisa abgelehnt wird, entscheiden wir uns, das Visa bei der iranischen Botschaft in Berlin zu beantragen.
Die Vorbereitung dazu kann online vorgenommen werden. Dazu werden ein biometrisches Foto und eine digitale Kopie der ersten Seite des Reisepasses benötigt. Zusätzlich muss man über eine Einladung oder die Adresse des ersten Hotels und eine Reisekrankenversicherung für den Iran in englischer Sprache verfügen. Iran muss explizit aufgeführt sein.
Das alles haben wir, die Registrierung erfolgt sehr unkompliziert und nach ein paar Tagen erhalten wir die Visagenehmigung per Email. Damit geht es dann zur iranischen Botschaft um das eigentliche Visa in den Reisepass gestempelt zu bekommen.
Leider bin ich schon im Oktober vorstellig, um dann zu erfahren, dass Visa erst ca. zwei Monate vor Beginn der Reise ausgestellt werden.
Also - Termin für den 28. Januar einstellen und wieder nach Hause fahren. Die Visakosten betragen 50 € -, das Visa am Airport 70 € pro Person.
Am 28. Januar kann ich unsere Visa abholen. Der Schalterbeamte freut sich, dass wir in den Iran reisen wollen. Er wünscht uns eine schöne, erlebnisreiche Reise und übergibt mir noch einen großen Prospekt mit allen Sehenswürdigkeiten seines Landes. Das habe ich noch nie erlebt und ich freue mich sehr über dieses Art von Gastfreundschaft. Das Visum wird übrigens nicht mehr in den Reisepass eingeklebt, statt dessen erhalten wir unsere Visa in Papierform.
Die Frage der Fortbewegung ist relativ schnell geklärt. Auf Grund des etwas anderen Fahrstils der Iraner und da wir auch einige Ausflüge unternehmen wollen, bei denen es sich anbietet einen erklärenden Führer dabei zu haben, entschließen wir uns zu der Kombination Bus/Zug/Flugzeug oder Fahrer mit Auto.
Nun ist es an der Zeit, unsere verfügbaren Tage vernünftig auf das Land unterzubringen.
Und siehe da, wie immer ist unser Urlaub viel zu kurz um alles zu sehen, was wir wollen. Es soll ja auch entspannt zugehen, ohne das wir von einem zum anderen Ort hetzen müssen und am Schluss gar nicht mehr wissen, was wir eigentlich gesehen haben.
Nach langem Hin und Her, unzähligen Änderungen der Reiseroute kristallisiert sich Ende September 2018 folgende Route heraus:
Teheran - Kashan - Isfahan - Yazd - Kerman - Shiraz und zurück nach Teheran.
Von all diesen Städten wollen wir dann Touren in die faszinierende Vergangenheit Persiens unternehmen.

Die Strecke Shiraz - Teheran werden wir fliegen, alle anderen Abschnitte entscheiden wir operativ oder mit einer geführten Tour.
Über die bekannten Hotelbuchungsportale booking.com, HRS, tripadvisor o.ä., ist es nahezu unmöglich, im Iran Hotels zu buchen. Das hängt auch damit zusammen, das man, wegen des schon weiter oben beschriebenen Embargos, mit der VISA Karte im Iran nicht bezahlen kann. Das bedeutet, nur das Airport Hotel Novotel für den Rückflugtag in Teheran kann über HRS reserviert werden, alle anderen Unterkünfte sind nur über zeitintensive Email- oder Telefonkommunikation zu bestellen.
Eine Hilfe für die Hotelsuche im Iran ist die Website www.apochi.com. Hier besteht sogar die Möglichkeit Hotels mit Visa Karte zu buchen, auch kostenlose Stornierungen sind möglich.
Ansonsten gilt - Google ist dein Freund. Ist ein Hotel gefunden und man hat das Glück, dass eine englischsprachige Webseite existiert, gilt es diese zu kontaktieren. Online Buchung ist meist unmöglich, es besteht nur die Möglichkeit der Anfrage via Email.
Die Reaktionszeiten der einzelnen Hotels sind dabei sehr unterschiedlich, manche antworteten sehr schnell, bei anderen dauerte es bis zu drei Wochen und bei einigen habe ich bis heute noch keine Antwort erhalten.
Anfang Januar 2019 sind alle Hotels gebucht und bestätigt, der durchschnittliche Übernachtungspreis im Doppelzimmer mit Frühstück liegt bei ca. 55 €.
Jetzt beginnt auch die Planung für unsere geführten Touren. Hierzu möchten wir gern einen deutschsprachigen Guide, damit ich nicht immer übersetzen muss. Wir finden zwei Tour-Unternehmen die in ganz Iran operativ tätig sind, Uppersia und Zandi. Beide bieten deutschsprachige Führung an, doch nur Uppersia hat auch zu unseren Zeitpunkten freie Kapazitäten.
Zandi punktet allerdings damit, das sie sogenannte Transfertouren anbieten, das bedeutet bevor man zu seinem neuen Zielort gefahren wird, werden Sehenswürdigkeiten in der weiteren Umgebung zur Besichtigung angefahren. Das ist das was ich suche, allerdings gibt es sie nur mit einem englischsprachigen Führer.
Bei Zandi buchen wir also die Tehran-Kashan Transfer Tour, die die heilige Stadt Qom beinhaltet und die Kashan-Isfahan Tour. Diese Fahrt führt in die Wüste um den Sonnenaufgang zu betrachten weiter über Abyaneh um schließlich vor unserem Hotel in Isfahan zu enden.
Bei Uppersia buchen wir folgende deutschsprachige Touren:
In Yazd die Chak Chak, Kharanagh and Maybod Tour, in Kerman die Mahan, Shahdad and Rayen Tour und in Shiraz die Persepolis and Necropolis- und die Bishapoor Tour.
Was sich hinter alledem verbirgt könnt ihr dann in den Reiseberichten nachlesen.
Über die Webseite eines Anbieters für Cooking Classes erhalten wir zudem noch sehr interessante Informationen, die ich vorher nirgendwo gefunden habe.
Neben Souvenirkauf, Restauranttipps und Verhalten im öffentlichen Straßenverkehr, ist für uns wichtigste Information, dass man online eine Debitkarte für den Iran beantragen kann. Das kostet ganze 19 € abzüglich 40% Discount. Darauf kann man sich schon in Deutschland Euro überweisen und hat dann im Iran immer den günstigsten Wechselkurs. Dazu muss gesagt werden, dass die der offizielle Wechselkurs zu dem Marktkurs erheblich unterscheidet. Satte 50% höher ist der Marktkurs.
Mit dieser Debitkarte kann man bezahlen oder an Geldautomaten iranische Rial abheben. Das hat den Vorteil, dass wir nun nicht das ganze Bargeld täglich mit herum schleppen müssen. Zusätzlich bietet MahCard auch noch MahCell, einen mobilen WiFi Hotspot, an. Er ermöglicht 4G Internet mit unbegrenztem Datenvolumen. Damit sparen wir uns iranische SIM Karten, außerdem ist das Gerät noch als Powerbank zu verwenden. Die Kosten belaufen sich auf 10 € pro Woche und 50 € Kaution.
Um im Iran auch gewohnte Apps und Programme nutzen zu können, ist es sinnvoll sich einen VPN-Zugang einzurichten. Wir entscheiden uns für ExpressVPN, mit ihm können drei Geräte zeitgleich verbunden werden. Das garantiert, das vom Iran gesperrte Webseiten trotzdem aufgerufen werden können. Ein Monat kostet 12 $, man hat 30 Tage eine Geld-zurück-Garantie.
Jetzt warten wir ungeduldig auf den Tag der Abreise. Ab diesem Zeitpunkt gibt es dann auch mehr Informationen.
Comments