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Ten Sleep City

Aktualisiert: 5. Juli 2023


 

18. Juni Wir schlafen wieder etwas länger. Es geht nach Buffalo und da gibt es auf der Fahrt nichts als Gegend. Nach dem Frühstück packen wir unsere Sachen ins Auto und statten Walmart noch einen Besuch ab.


Mit zwei großen Salatschüsseln verlassen wir den Supermarkt und setzen unsere Reise fort. Vorbei an unserem geliebten Saloon mit den herrlichen BBQ-Gerichten steuern wir noch einmal eine Tankstelle an.


Da es noch eine ganz alte ist, stelle ich mich dusslig an und vergesse die Halterung hochzudrücken. Und dann kommt kein Benzin. Sofort erhalte ich Hilfe von der engagierten Tankdame, die mir erklärt, dass alle neuen Besucher damit Probleme haben. »It is a old pump, you know«. Nu gloar.


Beim Ausdrucken der Rechnung will sie mir auch noch einmal helfen, aber da bin ich schneller. Das kann ich.


Heidi übernimmt nach der Stadtausfahrt das Steuer und gibt es bis zum Schluss nicht mehr aus der Hand. So kann ich schön chillen und die Gegend beobachten. Das Wetter ist prima, die Sonne scheint, trotzdem sind es zum Anfang nur 7°C.

Wir fahren den Highway 16, der irgendwann ein Scienic Byway wird. Vorher erreichen wir Ten Sleep City.


Wir kehren in einen Saloon ein und trinken Kaffee und essen eine Portion French Fries. Dann gibt es noch ein Eis gegenüber des Saloons. Schoko und Huckleberry. Dort treffen wir zwei ältere Frauen, die das Gleiche tun und mit Motorrädern unterwegs sind.

Das Eis ist riesig, im Laden müssen wir erklären, dass wir aus Deutschland sind und eine dreiwöchige Reise unternehmen. Cool, da könnten wir doch bei der Gelegenheit gleich ein paar tolle Souvenirs kaufen, im hinteren Laden gibt es jede Menge.


Wir erzählen dem Inhaber, dass wir schon viel zu viel haben, vielleicht das nächste Mal. Ich glaube, er glaubt uns nicht. Ten Sleep hat seinen Namen durch folgende Anekdote erhalten:

Früher zu Zeiten Wyatt Earps, gab es zwei Indianer Camps, deren Mitglieder sich regelmäßig besuchten. Ten Sleep fungierte dabei als Punkt, an dem die Indianer pausierten, um Kräfte zu sammeln. Die Indianer maßen ihre Entfernungen nach Schlafeinheiten. Von hier waren es noch zehn Tagesreisen bis zum entfernen Camp. Also noch zehnmal schlafen.

Die Route 16 ist tatsächlich schön. Wir cruisen durch das Gebirge, an vielen Stellen liegt noch Schnee und wir haben herrliche Ausblicke, das heißt ich, Heidi muss ja auf die Straße gucken.


Wenn man den am Straßenrand aufgebauten Infotafeln Glauben schenken darf, sind einige der an uns vorbeiziehenden Gebirgsmassive mehrere Milliarden Jahre alt. Mmmh, das macht natürlich Eindruck.


Wir durchqueren weiter den südlichen Teil des Bighorn National Forest. Je näher wir Richtung Buffalo kommen, desto höher werden die Temperaturen, man merkt es geht ins Tal.


Das Manson Inn ist schnell gefunden, so groß ist Buffalo nun auch wieder nicht. Die Oma übernimmt dort den Check in und gibt uns noch einige Informationen zum Ort.


Downtown ist fußläufig zu erreichen und nach dem Ablegen der Koffer, wagen wir einen ersten Spaziergang. Das Ergebnis ist ernüchternd. Es existiert ein größeres Hotel, in das schon der Westernheld Butch Cassidy abgestiegen sein soll, mit einem angeschlossenen Saloon. Beides ist die Attraktion der Stadt.

Dann entdecken wir noch einen Mexikaner, der hat heute aber Ruhetag und jede Menge Läden mit Anglerbedarf. Wir beschließen heute Abend im Saloon etwas zu trinken. Allerdings müssen wir uns dabei beeilen, er schließt schon um 21:00 Uhr.


Gesagt, getan - nach einer Siesta brechen wir gegen 17:30 Uhr auf. Es ist relativ leer, nur ein paar Touris aus dem anliegenden Hotel haben sich hierher verirrt. Wir setzen uns und werden auch gleich von der ungefähr 80-jährigen Bedienung gefragt, ob wir Martini bestellt haben.


Wie mag das hier aussehen, wenn wirklich etwas los ist? Wir setzen uns lieber an die Bar und hoffen, dort eher an unser Kaltgetränk zu kommen. Die Bardame ist auch der Hammer. Wir werden erstmal negiert, da sie sich mit einer Bloody Mary abmüht. Oder umgekehrt?


Die Dame hinterm Tresen ist ca. 60 Jahre alt, mit langen blondierten Haaren, einem engen schwarzen Rock, dickem Bauch und einem goldenen Strasspullover. Den Cocktail schüttelt sie auf ihr ganz eigene Art, d.h. sie schüttelt nicht den Shaker, sondern bewegt ihre, na ja, sagen wir mal Hüften kreisförmig und hofft, dass sich damit der Tomatensaft mit dem Wodka vermischt.


Wir bekommen Angst. Ehe wir wohlmöglich von ihr noch angesprochen werden, verlassen wir diesen unheimlichen Ort. Wieder auf der Straße, hören wir auf einmal: »Oh, look, the icecream people«. Unsere beiden älteren Damen vom Eisladen aus Ten Sleep. So klein ist die Welt.


Wir besorgen uns noch eine Flasche kalifornischen Wein, setzen uns auf die Veranda des Hotels und beobachten den angehenden Sonnenuntergang.

 

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