Thessaloniki
- Holger Schweitzberger
- 29. Sept. 2024
- 7 Min. Lesezeit

21. September
Der heutige Tag soll ganz im Zeichen von Saloniki stehen. Ich habe die für uns wichtigsten Sehenswürdigkeiten schon mal nach Google Maps importiert. Da wir sehr zentral wohnen, befinden sich alle im Radius von max. einem Kilometer.
Ich habe zwei Touren zusammengestellt, die erste beginnt nach dem Frühstück, die zweite nach der Siesta.
Doch zuerst geht’s zum Frühstück. Wir sitzen an einem Tisch an der Straße, es sind schon angenehme 19 °C. Neben uns sitzt ein Deutscher, es stellt sich heraus, dass er der Prototyp einer Labertasche ist. Die ganze Zeit während des Essens erzählt er uns Geschichten über Griechenland und auch als seine Frau dazu stößt, hört er nicht auf. Sie ist sichtlich froh, endlich einmal in Ruhe frühstücken zu können.

Seine Frühstückswünsche muss man auf einem Zettel markieren, danach werden sie am Tisch serviert. Aber egal, wie viel Portionen man angekreuzt hat, jeder bekommt das Gleiche.
Mit einem traurigen Blick registriert die Frau unsere Verabschiedung, die nächsten Stunden hat sie ihren Gatten wieder ganz für sich allein.
9:30 Uhr machen wir uns auf den Weg. Man merkt dass Saloniki am Meer liegt, es ist etwas windig und Schwül. Aber nicht unangenehm.
Unser erstes Ziel ist der Bezesteni Ottoman Market, ein großer Markt, der laut Google auch Samstag geöffnet hat. Aber Google lügt. Aber egal, nächster Programmpunkt ist der Kapani Market, der größte Markt Salonikis. Dieser hat geöffnet und so schlendern wir die vielen Gassen entlang und bewundern die Obst-, Gemüse-, Fisch- und Fleischstände. Dazu erleben wir ein ohrenbetäubendes Gebrüll der Händler, die ihre Ware anbieten.
Vom Markt ist es nicht weit bis zum Platia Aristotelous. Uns erwartet ein riesiger Platz, auf der einen Seite ist das Meer zu sehen und auf der anderen die Berge mit der Akropolis von Saloniki. Ganz schön beeindruckend.
An der Strandpromenade angekommen, sehen wir in westlicher Richtung schon den Weißen Turm. Der war doch erst für Route 2 geplant. Wir beschließen eine Planänderung und ändern den Kurs gen Turm. Die Promenade ist gut besucht, es gibt breite Fahrradspuren die jedoch von den Bikern ignoriert werden. Satt dessen fährt man eben da, wo gerade Platz ist.
Am Ufer sitzen viele Männer und angeln, allerdings habe ich keinen einzigen gesehen, der etwas gefangen hat. Vielleicht baden sie ja auch nur ihre Würmer bzw. Krebse.
Langsam nähern wir uns dem Turm, dem inoffiziellen Wahrzeichen der Stadt. Der Eintritt beträgt 6€, dazu gibt es noch eine App, mit der man einen deutschen Guide starten kann. Der Turm ist sechs Geschosse hoch und von oben hat man einen herrlichen Blick auf die Stadt und das Meer.
Infos zum Weißen Turm gibt es hier:
Vorbei am Denkmal für Alexander des Großen, erreichen wir die berühmte Regenschirmplastik. Ein tolles Gebilde, das viel Spielraum für Fotografen bietet.

Ich soll mich für Heidi tanzend durch die Schirme bewegen, damit sie Videos machen kann. Vier mal mache ich mich zum Deppen, dreimal vergisst Heidi zu filmen und macht nur Fotos. Soviel dazu.



Jetzt ist es aber Zeit für einen der berühmten griechischen Eiskaffees. Im ersten Restaurant dürfen wir nicht draußen sitzen solange wir nichts essen. Dabei ist es halb leer. "Zum Trinken nur drin" meint der Kellner und so ziehen wir weiter.
Im Merry Berry werden wir fündig. Die Barrista hat heute ihren letzten Tag und zieht morgen in die Niederlande. Holländisch spricht sie nicht, dafür fließend englisch und ein bisschen deutsch. "Das muss reichen" sagt sie lachend. Ihr Wort in Gottes Ohr.
Die beiden Kaffees sind vorzüglich und nach einer halben Stunde setzen wir uns wieder in Bewegung.

Nächstes Ziel ist die Kirche Hagia Sophia, dessen große Schwester ja in Istanbul steht. Vorher passieren wir aber die Holy Church of Panagia Dexia, den Galeriusbogen sowie die Rotunde des Galerius. Die griechisch-orthodoxe Kirche ist wunderschön und die antiken Bauwerke hochinteressant. Zuvor kommen wir sogar an einer freigelegten
archäologischen Stätte am Navarinou-Platz vorbei.
Hier kann man einen Teil des Palastes des römischen Kaisers Galerius Maximianus (250-311 n. Chr.) besuchen. Es umfasst den Peristyle-Hof, die Bäder und Zisternen sowie die Empfangshallen mit ihren prächtigen Bürgersteigen (Basilika, Octagon).
Der Bau dieses Palastkomplexes begann im frühen 4. Jahrhundert n. Chr., um den Kaiser und seinen Hof während ihres vorübergehenden Aufenthalts in Thessaloniki unterzubringen.



Die Hagia Sophia ist von außen recht unscheinbar, innen aber sind prachtvolle Bilder, Leuchten und Verzierungen zu bewundern. Wir haben Glück, denn gerade als wir das Innere der Kirche betreten, ist eine Taufe im Gange. Mit viel Brimborium wird das Kind mit heiligem Wasser bespritzt, ein Umstand der ihm nicht gefällt. Um das Weinen des Kindes zu übertönen, schmettert der Geistliche Übeltäter seinen sehr lauten Gesang unter das anwesende Volk.

Mein Akku vom Smartphone zeigt nur noch 4% an, aber es sind auch nur noch 300m bis zum Hotel. Wie durch ein Wunder baut sich plötzlich ein kleiner Souvlaki Grill vor uns auf. Wir bauchen nicht lange zu überlegen um uns einen Platz zu suchen. Wir können direkt auf den hinter Fenstern eingerichteten Grill sehen und bemitleiden die Frau die ununterbrochen Fleischspisse und Brot auflegt und wendet.
Schwein- und Hähnchensouvlaki sowie Hackfleischbällchen, Zaziki und Brot wandert in Kürze auf unseren Tisch, dazu Wein und Bier. Zaziki wieder KAT 1 - was will man mehr.
Müde und zufrieden marschieren wir die letzten Meter zum Hotel und genießen eine kleine Siesta. Knapp 7,5 Kilometer haben wir zurückgelegt und das war unsere Route:

Ach ja, Saloniki ist blau-weiß! Hertha gewinnt heute 2:0 in Nürnberg und Schalkes Trainer ist weg. Schade, es lief doch gerade so gut mit ihm.

18:00 Uhr zieht es uns aus den Betten wieder ins griechische Getümmel. Die Akropolis steht auf dem Plan und zwar die von Saloniki.
Google verspricht uns einen Fußmarsch von einer Stunde für 2,1 Kilometer. Es sing 168 Höhenmeter zu überwinden. Hätten die früher ihre Burgen nicht unbedingt auf Berge bauen müssen?
Der Weg nach oben ist Mega anstrengend, zum Glück haben wir Wasser dabei und es sind an der Strecke Sauerstoffzelte aufgestellt. Ab und zu kommen uns Menschen entgegen, die wieder auf dem Rückweg sind. Sie lächeln uns milde an. Ich merke mir ihre Gesichter und werde sie heute Abend noch besuchen. Wenn sie schlafen.
Endlich angekommen merken wir, das diese Akropolis eine wahre Enttäuschung ist. Sie ist nicht annähernd mit der in Athen zu vergleichen. Auch den Sonnenuntergang kann man nur suboptimal beobachten.
Was man über die Akropolis wissen sollte
Wir beschließen wieder den Rückzug anzutreten, vielleicht gibt es ja woanders noch einen schönen Blick auf die Stadt und das Meer.
Und als hätten wir es geahnt, kommen wir am Trigonenturm vorbei. Hier ist es schon ziemlich voll und die Aussicht einfach sensationell. Wir verweilen hier mehr als eine halbe Stunde und genießen diesen Moment.
Den gleichen Weg geht´s nun wieder nach unten, das macht die Sache aber auch nicht besser, denn nun melden sich unsere Waden.
Wir kommen noch zufällig am Römischen Forum vorbei, dort wollte ich eigentlich Vormittags vorbei gucken, hatten wir aber nicht mehr geschafft. Prima, alle Sights die auf unserer Bucketlist standen sind damit abgehakt. Well done!

Fürs Abendessen hatten wir uns vorher schon die Ouzeri o Loutros ausgeguckt, sie befindet sich nur 200 m von unserem Hotel entfernt und ist immer gut besucht.
Es ist rammelvoll, aber die Griechen sind ja schmerzbefreit, schnell wird einfach ein Tisch mit zwei Stühlen auf die Straße gestellt und ab geht's.
Wir essen Muschel, Sardinen und tolle griechische Pommes und laben uns am lokalen Hauswein. Was die Griechen neben uns alles verzehren ist unglaublich. Immer wieder werden neue Gerichte serviert - und das bei allen Tischen. Essen die den ganzen Tag nichts?
Der Tisch wird übrigens solange man sitzt nicht abgeräumt. Das soll zeigen, dass man sich hier wohlfühlt.
Völlig geschafft machen wir uns auf den Heimweg zum Hotel. Der Abendspaziergang war auch 5km lang, somit waren wir heute 12,5 km unterwegs, unsere Füße weinen. Mein Rücken auch.
Saloniki ist eine schöne, preiswerte Stadt, die man locker an zwei Tagen erkunden kann. Mehr braucht es allerdings auch nicht.
An der Rezeption bestellen wir für morgen noch ein Taxi, das uns zur Autovermietung bringt und dann geht es ab nach Chalkidiki.
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