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Tsukiji Fischmarkt – Ueno – Shimbashi – Skytree

Aktualisiert: 9. Juli 2023


 

06. Juni 4:30 Uhr bin ich wach. Da meine Suica Card gestern beim 7 Eleven aufgebraucht wurde, mache ich mich auf den Weg um sie neu mit Guthaben zu versorgen. Die Straßen sind noch menschenleer und es ist angenehm warm. Es weht ein leichter Wind.


Um diese Zeit sieht man nun auch Menschen, die jenseits des Existenzminimums leben. Die Obdachlosen durchstreifen die Nebenstraßen auf der Suche nach Essbaren.


In der U-Bahn Station Asakusa finde ich auch Automaten zum Aufladen meiner Karte. Ein englisches Menü weist den unwissenden Europäer den Weg zum Erfolg. 5000 Yen reicher mache ich mich auf den Weg zu 7 Eleven und hole Sandwiches und Orangensaft zum Frühstück. Der Preis - umgerechnet €8,50. Ich bezahle natürlich mit Suica.


Nach dem Frühstück starten wir gegen 7:45 Uhr. Wir wollen zum Tsukiji Fischmarkt, dem weltweit größten Umschlagplatz für alles was sich im und um das Meer tummelt. Was wir nicht bedenken, am Bahnhof Asakusa herrscht immer noch Rushhour. Wir erinnern uns an Bilder, auf denen wir sahen, wie Menschen von Bahnhofspersonal in die schon übervollen Waggons gedrängt werden.

So schlimm ist es nun nicht, aber ich assoziiere einige Sequenzen des gerade Gesehenen mit dem einer Ölsardinenbüchse. Zum Glück kommen die Züge alle 90 Sekunden, so dass wir im dritten Anlauf auch einen begehrten Platz im Inneren des Waggons erkämpfen können.


Mit der Toei Asakusa Line (A) fahren wir nun in Richtung Nishi-Magome vier Stationen bis Ningyocho. Dort angekommen geht der Weg weiter zur Hibiya Line (H) Richtung Naka-megure.


Das Passieren der Ticketautomaten funktioniert mit der Suica-Card reibungslos. Man muss sie nicht mal aus seiner Brieftasche o.ä. holen, es reicht, wenn man in die Nähe des Kartenlesers kommt um die Schranke zu öffnen. Beim Verlassen des Bahnsteigs erfolgt die gleiche Prozedur und der fällige Betrag wird einfach abgebucht. Es erscheint noch ein Hinweis wieviel kostbare Yen sich noch im Kartendepot befinden und schon ist man entlassen.


Die Suica Card ist der Hinsicht ziemlich praktisch, da Tokio zwei unterschiedliche Metrobetreiber hat und man sich nicht um die Ticketbeschaffung oder deren Einsatz kümmern muss. Nach 25 Minuten erreichen wir den Ausgang der Metro, wir haben lt. Navi noch einen Fußweg von 700 Metern vor uns.


Da der Tsukiji Fischmarkt aber ein riesiges Gelände umfasst, sind wir schon nach ein paar Minuten an seinen Pforten angekommen. Unsere Vorfreude wird allerdings erst einmal getrübt, als uns freundliches Wachpersonal mitteilt, dass der Markt für Touristen erst 9:00 Uhr öffnet.


Wir haben also noch gut zwanzig Minuten Zeit, die wir nun verwenden, um uns in den umliegenden Gassen etwas genauer umzuschauen. Und das hat auch seinen Reiz. Hier reiht sich ein Sushi Lokal an das andere und dazwischen befinden sich Geschäfte, die alles verkaufen, was auch nur in geringstem Maße mit Fisch zu tun hat.

Es ist sehr voll und wir kommen nur im Schneckentempo vorwärts. Vor den Sushi-Etablissements haben sich lange Schlangen (immer so 10-20 Meter) gebildet, deren Mitglieder auf Einlass und den anschließenden Genuss der angebotenen Reis-Fisch-Kombinationen hoffen.


Es sind auch eigentlich keine Lokale, sondern kleine Imbissbuden die kaum Platz zum Sitzen bieten und sehr einfach gehalten sind. Aber dafür wohl den frischsten Fisch, der je für Sushi verwendet wird, anbieten. Demensprechend sind auch die Preise. Die Platten kosten in der Regel um die € 30.


Kurz vor neun Uhr begeben wir uns wieder zum Eingang des Marktes. Um dann das Gelände betreten zu dürfen, muss sich der gemeine Pöbel in einer Wartereihe aufstellen. Alles vom Wachdienst des Marktes überwacht und immer freundlich und zuvorkommend.


Wie bereits erwähnt, öffnet der Markt um 9:00 Uhr für uns. Und wenn ich schreibe NEUN dann ist das auch in Tokio um NEUN. Und nicht eine Minute davor oder danach, nicht einmal 10 Sekunden, ich verfolge schließlich alles auf meiner Funkuhr mit.


Es wird tatsächlich dann geöffnet, als mein Sekundenzeiger die 12 erreicht. Langsam wird mir Japan unheimlich. Auf dem gesamten Marktgelände herrscht immer noch emsiges Treiben, die kleinen elektrobetriebenen Transportfahrzeuge fahren im Affenzahn hin und her, und überhaupt sind die meisten Arbeiter in hektischer Betriebsamkeit.

Na, da kommen wir ja gerade recht. Das nun Gesehene kann ich schlecht beschreiben, man muss es einfach erlebt haben. Frischer Fisch und Meeresfrüchte soweit das Auge reicht. Täglich sollen hier über 2.200 t Fisch umgesetzt werden. Am imposantesten sind die großen Tunfische, deren verschiedene Qualitätsstufen anhand der ausgewiesenen Preise zu erkennen sind. Die gehen so ab €30/kg los in einer nach oben offenen Skala.


Wir beobachten das Feilschen um die Preise, das Zersägen großer, tiefgefrorener Fischstücke und die geschäftlichen Aktivitäten der Frauen, die hier die finanziellen Belange zu klären scheinen. Sie sitzen dabei in klitzekleinen Bretterverschlägen und kontrollieren, dass ihre Männer keinen Blödsinn treiben.


Nach und nach leeren sich die Stände, sie scheinen ihre Tageseinnahmen im Sack zu haben. Informationen besagen, dass spätestens um 11:00 Uhr hier gähnende Leere herrscht. So lange wollen wir nicht warten. Wir ziehen uns am nächsten Automaten eine herrlich kalte Zitronenlimonade und spazieren wieder Richtung U-Bahnhof Tsukiji.


Die kleinen Straßen sind einerseits derart voll mit Ständen, die jegliche Art von Essen anbieten und andererseits mit derer die sich daran gütlich tun wollen. Uns schmerzen schon Rücken und Beine und so schauen wir dem Treiben sitzend bei einem Kaffee zu.


Wir sind traurig das wir noch immer vom Frühstück satt sind und nicht die hier angebotenen Speisen versuchen können. Wir beschließen morgen früh nichts zu essen.


Auch der beste Kaffee der Welt ist einmal ausgetrunken und so machen wir uns weiter auf den Weg nach Ueno. Wir müssen unseren JR Railway Pass Voucher in den eigentlichen Pass umtauschen.


Ueno ist ein riesiger Bahnhof mit Anschluss an des Eisenbahnnetz der Japan Railways. Die Inneneinrichtung der großen Bahnhöfe in Tokio ähnelt sowieso eher denen von Flughäfen, dementsprechend sauber und elegant sieht es auch aus.


Unzählige Restaurants und Geschäfte sind in Ueno über mehrere Etagen verteilt. Wir finden relativ schnell das Büro, in dem wir unseren Pass erhalten. Nach ein paar Hinweisen und unserer Unterschrift halten wir das Objekt der Begierde in den Händen.


Da wir unsere Füße noch immer etwas schonen müssen, wollen wir mit der Yamanote Line, einmal rund um Tokio fahren und uns die Stadt dabei ansehen. Soweit der Plan. Leider hat die Yamanote Line die Sitzplätze so angeordnet, dass alle Passagiere nebeneinander sitzen. So kann man nur in eine Richtung aus dem Fenster schauen.


Nach dem Erreichen der Tokyo-Station nicht einmal mehr das. Jetzt ist man nur noch daran interessiert nicht zu sehr eingequetscht zu werden. In Shimbashi haben wir genug und steigen nach nur sechs Stationen aus.

Beim Umherstreifen bekommen wir nun doch langsam Hunger und nehmen deshalb die Suche nach einem Udon- oder Ramensuppenangebot auf. Wir suchen und suchen und landen dann - in einer Sushi Bar.


Es handelt sich hierbei um eine Stehbar - man steht also am Tresen und ruft dem Sushi Meister seine Wünsche entgegen, wir in Form eines Fingerzeigs auf eine abgebildete Speise auf der Karte. Auf Bananenblättern wird danach das fertige Sushi abgelegt und schon kann es los gehen.


Heidi und ich teilen uns eine Platte mit Sashimi, der Reis ist übrigens noch lauwarm. Dazu gibt’s grünen Tee und Miso Suppe. Es ist das beste Sushi, das ich bisher aß. Zufrieden und satt kehren wir ins Hotel zurück - unsere Körper schreien nach Ruhe.


Nach der etwas längeren Ruhepause suchen wir am Abend in Asakusa ein Nudelrestaurant. Die netten Damen an unserer Hotelrezeption meinen, dass Asakusa keine typische Udon- oder Ramenregion sei, sondern dass hier die Sobanudel beheimatet ist.


Ein wohl sehr populäres Sobalokal liegt nur vier Minuten von uns entfernt und heißt Owaritya. Klein und versteckt, ohne viel Reklame - klassisch japanisch. Die Kellnerinnen tragen alle eine Uniform, die an die Schwesterntracht von Mutter Teresa erinnert.


Wie überall wird man mit einem Schwall freundlicher Worte Herzlichkeiten und dem Zuweisen an einen freien Tisch empfangen. Nach dem obligatorischen Eiswasser bestellen wir für mich kalte Sobanudeln und für Heidi eine Sobasuppe mit Tempura und japanischen Ingredienzien.

Meine kalten Sobanudeln sollen, bevor man sie ist isst, in leckere Brühe getaucht werden, um sie danach genussvoll schlürfen zu können. Kurz bevor ich mit dem Essen fertig bin, wird noch das Wasser, in dem die Nudeln gekocht wurden mit dem Hinweis gereicht, dieses in die restliche Brühe zu schütten, um so noch einmal eine tolle Suppe zu erhalten. Diese darf nun auch wieder laut geschlürft werden.


Heidis Nudeln sind, im Gegensatz zu denen von mir, sehr dick und ihre Suppe schmeckt noch besser als meine. Leider liegt der Tempura Shrimp mit in der Suppe, so dass er nicht mehr so schön kross ist.


Für insgesamt €22 haben wir jedoch ein schönes Essen. Aber trotzdem noch etwas Hunger und so kommt das Sushi am Bahnhof Asakusa gerade recht. Die Teller fahren in alt bekannter Weise im Kreis an einem vorbei und man bedient sich nach Herzenslust.


Am Ende werden die Teller zusammen gezählt und der Preis anhand der Tellerfarbe errechnet. Die Qualität ist nicht so gut wie heute Mittag, aber immer bedeutend besser als in Deutschland.

Mittlerweile ist es 19:15 Uhr und schon so dunkel, so das vom Sky Tree das Lichtermeer der japanischen Hauptstadt gut zu sehen sollte. Wir laufen die knapp ein Kilometer lange Strecke zum Eingang des Riesenturms und kaufen zwei Tickets für die erste Plattform in 345m Höhe.


Für zusätzlich knapp €8 kann man sogar noch auf die zweite Plattform auf 410m fahren. Uns reicht die erste Plattform und von gefühlt 100 Hostessen werden wir lächelnd und mit schmeichelnden Worten zum Aufzug geleitet.


Es ist um diese Zeit schön leer und wir müssen nirgends anstehen. Der Aufzug jagt in 15 Sekunden auf die Aussichtsplattform - die Sicht ist einzigartig. Es gibt viele digitale Informationstafeln, bei einigen wird das Gebiet gezeigt, vor dem man gerade steht.


Nun hat man die Möglichkeit via Touchscreen die Gebäude heran zu zoomen umso nähere Details zu erfahren. Auch der obligatorische Glasboden darf nicht fehlen. Selbst ich wage mich herauf und schaue die schwindelerregende Höhe hinunter.

Nach einer Stunde beenden wir unseren Aufenthalt. Ich denke nachts lohnt sich der Besuch schon, aber am Tag, wenn es sehr voll ist und man sich noch nicht in der Stadt auskennt würde ich darauf verzichten.


Wie bei der Ankunft werden wir auch jetzt wieder von einer Armada an Servicekräften zu den Aufzügen geleitet. Sie stehen aneinander gereiht im Abstand von zehn Metern und weisen durch grazile Armbewegungen den Weg.


Das wäre sicher an manchen Stellen hilfreich, doch hier gibt es immer nur einen möglichen Weg, man kann also gar nicht anders laufen. Am Schluss wird sich noch einmal überschwänglich für den Besuch bedankt und eine gute Heimreise gewünscht.


Mit der U-Bahn fahren wir wieder eine Station zurück. Diesmal müssen wir die ungeheure Zeit von drei Minuten auf die Bahn warten - unverschämt lange.


Pünktlich 21:18 Uhr rollt sie in den Bahnhof ein und ist im Gegensatz zu heute Morgen schön leer.


In unserem Zimmer trinken wir noch ein Bier und essen ein paar Nüsse. Wir schmieden Pläne für den morgigen Tag und gehen danach müde und zufrieden ins Bett.

 

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